Aufführung Performance für eine Ophelia ohne Tragik

Regisseur Alessandro De Vita inszeniert Sneana Golubovic im Weltkunstzimmer.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Idee, sich mit Ophelia, der berühmten Figur aus Shakespeares Hamlet, auseinanderzusetzen, trieb den Regisseur und Medienkünstler Alessandro De Vita schon lange umher. „Doch die Suche nach der richtigen Performerin war schwierig. Bis ich vor drei Jahren Sneana Golubovic im Tanzhaus entdeckt habe.“

Am Freitag steht die serbische Künstlerin nun erstmals als Ophelia auf der Bühne. Für De Vita ist „Ophelia — ihr Herz ist eine Uhr“ die erste eigene Produktion, die er als abendfüllendes Stück in seiner Wahlheimat Düsseldorf aufführt. Nach dem Studium in seiner Geburtsstadt Neapel, das er mit einem Diplom aus Schauspieler und Theaterregisseur abschließt, arbeitet der 36-Jährige als Direktor unter anderem in Italien und Polen.

2011 kommt er für eine Zusammenarbeit mit Choreograf Morgan Nardi nach Düsseldorf. „Die Energie in der freien Szene hier und die Vielseitigkeit haben mich sofort begeistert. Mir war schnell klar, dass ich hier bleiben werde.“ Mit dem Tänzer Paolo Fossa gründet De Vita vor drei Jahren das Holy Hole Kollektiv, eine Künstlergruppe, in der es vor allem um den Austausch zwischen Künstlern aus verschiedenen Ländern geht. „Weil wir glauben, dass diese Perspektive zu einem vielschichtigen Blick führt“, sagt De Vita. Erste Produktionen entstehen, in denen der ursprüngliche Körper stets ins Zentrum der Arbeit gestellt wird.

Bei Ophelia ist das nicht anders. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Arbeiten verzichtet De Vita hier komplett auf Sound- und Videoinstallationen und andere Effekte. „Das tatsächliche Geschehen auf der Bühne steht ganz klar im Fokus.“

Für Performancekünstlerin Sneana Golubovic eine Herausforderung, der sie sich gerne stellt. „Auch weil ich mich in den letzten Jahren auf bildende Kunst konzentriert habe, wo man oft einsam ist. Jetzt wieder Theater zu machen, den Austausch mit anderen zu haben und die Dynamik bei der gemeinsamen Entwicklung zu erleben, ist sehr bereichernd.“

Hamlet habe sie zur Vorbereitung auf die Rolle natürlich nochmal gelesen. „Doch auch in der bildenden Kunst ist Ophelia sehr populär. Dort habe ich viel Inspiration bekommen“, sagt die 49-Jährige, die in Frankfurt lebt. Während ihre Figur bei Shakespeare tragisch endet und sich in einem Fluss ertränkt, lässt Alessandro De Vita sie weiterleben, den Fluss durchqueren und in einen unbekannten Raum gelangen. „Hier hat sie sich eine ganz eigene Realität erschaffen“, erklärt der Dramaturg.

Der Zuschauer werde auf eine Reise in eine Welt begleitet, in der Halluzinationen, Schmerz und die Entsagung einer Frau gegenüber ihrem Liebsten in Szene gesetzt werden. Emotional sei die Performance geworden, doch De Vita verspricht: „Neben tragischen gibt es auch humorvolle, leichte Momente.“