"Der Vorname" im Theater an der Kö Theater mit Esprit und garstigen Sprüchen

Mit viel Gespür für Pointen hat René Heinersdorff im Theater an der Kö eine französische Salonkomödie in Szene gesetzt.

Foto: Nicole Brühl

Würden Sie Ihr Kind Adolf nennen? Selbst wenn man den Namen wie im Französischen mit ‚ph’, also Adolphe, schreiben würde? Unmöglich scheint’s, selbst 70 Jahre nach der Selbsttötung im Führerbunker. Nicht nur in Deutschland, sondern ebenso — und noch vielmehr — im schicken bildungsbürgerlichen Paris. Entsetzt reagieren daher Freunde und Familie von Vincent, als der großspuriger Mitt-Vierziger sagt, dass sein Sohn, der erst in einigen Monaten zur Welt kommt, genauso heißen soll wie einer der größten Verbrecher der Menschheit. Zwar gibt Vincent (elegant, glatt und flinkzüngig: Pascal Breuer) vor, dass es sich bei dem Namenspatron Adolphe um einen Romanhelden der französischen Romantik handeln soll. Doch Schwester Elisabeth und Schwager Pierre, genauso wie sein alter Freund Claude wollen und können sich zu Beginn des Dialog-Dramas „Der Vorname“ nicht beruhigen.

Ein brillanter Schlagabtausch, zündende Dialoge und ein wahres Schauspielerfest — all das vereint das Stück aus das Feder von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, das am Freitagabend im Theater an der Kö Premiere feierte. Der Jubel war groß, lassen sich die Zuschauer doch gerne mitreißen von so viel Esprit und garstigen Sprüchen, manchmal jedoch verpackt in hauchdünnem Seidenpapier. Mit Tempo und erstklassigen Darsteller-Typen in Szene gesetzt von Hausherr René Heinersdorff. Es ist schon beachtlich, mit wie viel Geschmack und gutem Gespür für Pointen er auch diese Salonkomödien aus Frankreich für Düsseldorf ausgesucht und auf die Bühne gebracht hat. Eine Komödie, die besonders deutschen Theatern gut zu Gesicht steht.

Seit Jahren ist „Der Vorname“ (Le prénom) ein Theatererfolg an der Seine. Und wurde 2012 zu einem vom Autoren-Duo inszenierten Kinoschlager. Seitdem lockt das amüsante Kammerspiel auch hierzulande viele Besucher ins Theater. Denn der Streit um den richtigen Vornamen wird schnell geklärt und dient nur als Vorwand, um wohl gepflegte und genährte Lebens-Lügen und Verlogenheiten zu entlarven.

Mit satirischer Schärfe beleuchtet das Heinersdorffs psychologische Personenregie. Nach allen Regeln gewürzten Boulevards führt er ihn vor - den linken Gutbürger Pierre (als Typ auf den Punkt gebracht von Werner Tritzschler). Er ist der Mann von Vincents Schwester, Elisabeth (schnippisch, kühl: Anja Kruse). Einer, der sich nach außen sozial und politisch fortschrittlich geriert, sich aber, wie ein alter Familiendrachen, von seiner Frau bedienen lässt. Zum Wutbürger mutiert er erst, als der Name Adolf sein trautes Heim zu sprengen droht.

Eine Mittlerrolle spielt Claude — der alte Jugendfreund von Elisabeth und Vincent. Ein Frauenversteher und Posaunist, der sein Instrument mehr liebt als alles andere. Seit Jahren sprechen sie über ihn insgeheim nur als die „Schwuppe“, weil sie glauben, dass er schwul ist. Doch als er sich als ‚normal’ outet, nur eben eine ältere Frauen liebt, gerät das Heim erneut ins Wanken. Sebastian Goder, bekannt auch durch zahlreiche TV-Filme, leuchtet die Facetten des verschwiegenen Künstler-Typen geschickt aus und sorgt, auch durch betont körperliches Spiel, für Spannung. Wen Claude, alias Goder, liebt? Das erfährt man nur, wenn man eine Theaterkarte kauft. Es lohnt sich, zumal sich die kurzweilige, raffiniert gebaute Komödie mit Tiefgang bis zum Schluss steigert und manche Überraschungen parat hat.