Lyrik Poesie-Festival und Debüt-Preis im Heine-Haus
Düsseldorf · Im Literaturhaus präsentieren sich Lyriker aus ganz Europa. Unter ihnen der Preisträger Sebastian Unger.
„Vogelfreiheit in der geschlossenen Hand halten…“ – Diese poetische Zeile, diese Metapher stammt von Sebastian Unger. Dabei – wie in vielen Versen seines Gedichtbandes „Die Tiere wissen noch nicht Bescheid“ – bezieht sich der Berliner Lyriker auf die literarische Figur „Lenz“ aus der gleichnamigen Erzählung von Georg Büchner. Der 41jährige Kulturwissenschaftler und Sprach-Experte, der in diesen Tagen noch an der Universität von Shanghai unterrichtet, wird am 8. September im Heine-Haus mit dem „Poesie Debüt Preis Düsseldorf 2019“ ausgezeichnet.
Ausgewählt wurde er aus einer Liste mit 20 deutschsprachigen Erstlingswerken. Der Festakt wird eingebettet in das (2011 von den Buchhändlern Selinde Böhm und Rudolf Müller begründete) Poesie-Fest im Literaturhaus auf der Bolker Straße.
Der 1978 geborene Unger „kreiert nicht nur neue Bilder“, wie Rudolf Müller erklärt, sondern „zeigt uns die Sprache als Wohnform, den Satzbau als einen Bau, der stets nach Erweiterung strebt. Die Sätze des Autors, der mit 40 seinen ersten Gedichtband vorlegte, machen „einen Satz hinauf ins Treppenhaus“ und verzweigen sich wie Äste eines Baumes. So begründete die Jury (darunter auch Müller) die Vergabe des Poesie-Preises, der zum dritten Mal verliehen wird und mit 5 000 Euro dotiert ist. „Es ist der höchst dotierte Debüt-Preis“, betont Organisatorin Selinde Böhm. Und in der Lyrik (auch in der Prosa) komme es nicht selten vor, dass ein Autor erst mit über 40 seinen ersten Band vorlege.
Das Poesie-Festival, zu dem ab heute Karten zu bestellen sind, startet am 6. September, zwei Tage vor der Preisverleihung, ebenfalls im Heine-Haus. Es steht unter dem Motto „Europa und die Welt“ – ausgegeben von Jan Wagner: Lyriker, Übersetzter, Kritiker und Fachmann für europäische Lyrik. Wagner, Büchner-Preisträger von 2017, legte gerade den Sammelband „Grand Tour“ vor, in dem auf 570 Seiten weit über 300 Gedichte und deren Verfasser aus ganz Europa vorgestellt werden. Und bringt einige Lyriker am 6. September mit ins Heine-Haus. Darunter Valérie Rouzeau (Frankreich) und Dan Sociu (Rumänien). Denn Wagner, der weiß, wie sich die Poesie-Szene in anderen Ländern entwickelt, moderiert die Eröffnung des Poesie-Festes. Er präsentiert sein Kompendium (Grand Tour) und wird nach der Lesung mit dem Publikum diskutieren.
Lyrik – eine vom Aussterben bedrohte Gattung? „Nein“, kontert Buchhändler Müller. „Das Interesse ist nicht erloschen. Auch nicht in der jungen Generation.“ Man denke nur an die Rapper und die zahlreichen Poetry-Slams, in denen zahlreichen 20 bis 30 jährige ihre Sehnsucht nach (Sprach-) Rhythmus und Satz-Melodien ausleben.
Poesie-Fest: „Europäer wirst Du erst, wenn Du Dir Europa einbildest“. 6., 7., 8. September im Heine-Haus (Bolkerstraße 53). Karten kosten zwischen acht und 15 Euro. Weitere Informationen telefonisch 20054294 oder online.