Qualität der Architektur liegt im Detail

Gute Bauten aus Düsseldorf gibt es seit Freitag im Stadtmuseum zu sehen. Architekt Bruno Braun erklärt, was sie auszeichnet.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Schwarze Brille, schwarzes Hemd, schwarze Hose und weißes Haar — Bruno Braun sieht genau so aus, wie man sich einen Architekten vorstellt. Und er ist es mit Leidenschaft. Seit 2002 steht er in Düsseldorf dem Bund deutscher Architekten vor. Seit zehn Jahren bringt der 1947 in der Schweiz geborene Baumeister im Stadtmuseum Fachleute und Bürger zusammen, um darüber zu diskutieren, ob und warum die Stadt schön ist — oder eben nicht. Er ist davon überzeugt:

Foto: Judith Michaelis

Damit sich jeder eine Meinung bilden kann, muss man etwas wissen über Architektur, über die gestaltete Umgebung, in der wir leben. Bis zum 12. Oktober geben 62 ausgewählte Objekte — alle in den vergangenen vier Jahren in Düsseldorf und Umgebung entstanden — im Stadtmuseum dafür eine gute Gelegenheit.

Foto: Judith Michaelis

Herr Braun, seit 20 Jahren prämiert der Bund Deutscher Architekten besonders gute Bauten aus Düsseldorf und Umgebung. Was hat sich verändert?
Bruno Braun: Der Wohnungsbau ist wieder in die Gänge gekommen. Das spürt man ja auch in der öffentlichen Diskussion um mehr preiswertes Wohnen. Zudem sehen wir mehr Umbauten und Sanierungen statt Neubauten.

Wie finden Sie das?
Braun
: Ich bewerte es positiv, dass der Wohnungsbau wieder in die Stadt einzieht und es nicht nur Verwaltungsbauten gibt.

Hat sich die Qualität der Architektur verändert?
Braun:
Die Verwaltungsbauten haben sich zu wenig entwickelt, da sieht mancher neue Bau noch aus wie vor zehn Jahren.

Gibt es einen Trend?
Braun:
Interessant ist eine neue Tendenz, auch Gebäude aus den 50er Jahren anzunehmen und zu akzeptieren. Da ist ansprechende Architektur mit neuer Nutzung entstanden. Zudem sind in den vergangenen Jahren keine herausragenden öffentlichen Gebäude mehr entstanden.

Wie beurteilen Sie Düsseldorf aus Architektensicht?
Braun:
Es gibt im internationalen Vergleich gute Einzelobjekte. Aber mit dem Kö-Bogen etwa ist eindeutig eine Chance vertan worden. Das ist kein Zentrum der Stadt. Es hätte einen richtigen, internationalen Wettbewerb geben müssen und nicht das bekannte Düsseldorfer Modell.

Sie zeigen in der Ausstellung 62 verschiedene Gebäude — vom Einfamilienhaus, über Brücken bis hin zum umfunktionierten Schweinestall. Nach welchen Kriterien haben sie ausgewählt?
Braun:
Wir haben uns die Rosinen rausgepickt statt der spektakulären Bauten. Die Jury hat sich alle Bauten auch vor Ort angesehen. Die Qualität liegt im Detail, hinter den Glanzbildern. Jedes Objekt ist einmalig und hat ein klares Konzept in der Ausführung.

Die Jury hat schon entschieden, aber Sie geben erst am 22. August die Preisträger bekannt. Warum?
Braun:
Wir wollen dem Publikum nicht vorgreifen. Die Besucher können nach einem Rundgang durch die Ausstellung ihren Stimmzettel abgeben. Jeder Besucher soll frei entscheiden. Am 22. August vergeben wir den Publikumspreis und verleihen die Auszeichnung der Jury.

Als Berater waren Sie mit der Jury unterwegs. Welches ist Ihr Lieblingsobjekt in Düsseldorf?
Braun:
Das will ich nicht verraten. Nur so viel, es wurde von der Jury nicht ausgewählt.

Der Architektenbund ist regelmäßig mit eigenen Ausstellungen im Stadtmuseum. Was wollen Sie erreichen?
Braun:
Wir wollen den Bürgern aufzeigen, was gute Architektur ist. Man kann über Baukunst diskutieren, aber ein bisschen Bildung gehört dazu. Und die vermitteln wir.