„Rusalka“ in der Rheinoper: Tragische Wassernixe auf Tauchstation
Premiere von Dvoráks Märchenoper „Rusalka“: Es fehlt an Magie und Aussagekraft.
Düsseldorf. Eine Bilderwelt zwischen "Holiday on Ice" und "20000 Meilen unter dem Meer" taucht auf, wenn sich im Düsseldorfer Haus der Rheinoper der Vorhang für Antonin Dvoráks Märchenoper "Rusalka" öffnet.
Die Tschechen Jiri Nekvasil (Regie) und Daniel Dvorák (Bühne und Kostüme) übten sich im Romantischen und Surrealistischen, mussten mit diesem Unterfangen aber so tragisch baden gehen wie die Titelfigur.
Man kann dem Bühnenbildner das Kompliment machen, eine eindrucksvolle Wasserwelt-Illusion geschaffen zu haben, doch von da ab geht es geschmacklich auf Tauchstation.
Die Nixen auf ihren Seetang-Schaukeln mit überlangen weißen Beinen lassen eher an den Kitsch einer Fernseh-Revue aus den Siebzigern denken als an ein geheimnisvolles Märchenreich.
Und wenn dann zur berühmten Mond-Arie zwei weiße Gebilde vom Anschein riesiger Brausetabletten am Firmament und auf dem Wasserspiegel erscheinen, wird es unfreiwillig komisch.
An seltsamen Einfällen herrscht auch im weiteren Verlauf kein Mangel. Die Hexe Jezibaba (mit viel Sinn fürs Garstige dargestellt von Renée Morloc) erscheint mit einer großen Schleppe aus feuerroter Ballonseide, die wie ein Schiffssegel in einem lautstarken Fönwind flattert.
Der Prinz (Tenor Corby Welch singt mit schönem Timbre) reist an das Seeufer mit einem Fortbewegungsmittel halb Pferd, halb Auto - gewissermaßen ein "Zentauto". Auch dieser kuriose Nippesgegenstand spiegelt sich im Wasser.
Des Prinzen Gefolge besteht aus ein paar Vorstadtlümmeln in modernen Lederklamotten - ein sehr trivialer und ins Leere führender Brückenschlag zwischen Märchen und Realität.
Insgesamt fehlt es der Inszenierung trotz manch gelungener Illusionen an Magie und berührender Aussagekraft. Nataliya Kovalova verkörpert eine stimmlich überzeugende Rusalka.
Vor allem in der Mond-Arie leuchten ihre kraftvollen, farbigen Höhen. Hans-Peter König gibt einen sehr mächtigen Wassermann ab, dessen Warnungen, die er Rusalka mit auf den Weg zu den Menschen gibt, bereits an Wotans Abschied aus Wagners "Walküre" erinnern.
John Fiore erzeugt mit den Düsseldorfer Symphonikern einen zu dicken Klangteppich, der die Sänger teils überdeckt. Die Höhepunkte besitzen dadurch zwar Wucht, doch geht mit dem Mangel an Transparenz viel von der musikalischen Zartheit verloren.