Sängerin Susan Maclean: Eine Helferin unter Freunden
Porträt: Für Sängerin Susan Maclean von der Rheinoper ist Kultur ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft.
Düsseldorf. Irgendetwas an Susan Maclean ist vereinnahmend. Vielleicht ist es der amerikanische Akzent, der ihre Worte lange sympathisch im Raum schwingen lässt. Vielleicht ist es der wache, offene Blick, die warme Ausstrahlung. Ganz offensichtlich ist aber eine Energie, die von ihr ausgeht, eine Leidenschaft für die Musik, das Leben, die Menschen. „Ich lebe und singe für die Menschen“, sagt sie. Die Mezzosopranistin aus dem Ensemble der Rheinoper setzt sich seit Jahren für mit HIV Infizierte und Aids-Erkrankte ein. Am 3. März wird sie neben Solisten wie Nicola Alaimo und Dimitry Korchak bei der Operngala für die Aidsstiftung auftreten.
Für Maclean ist ihr Auftritt eine persönliche Angelegenheit. Als junge Studentin in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota hatte sie einen großen Freundeskreis aus der Schwulenszene — in dem Aids immer mehr ein Thema wurde. Doch es waren die frühen 80er, als das Virus noch recht unbekannt war, ein Problem in fernen Ländern, auf dem Kontinent Afrika — und ein absolutes Tabu. „Kaum jemand wusste etwas darüber, die Leute dachten, das ist eine Krankheit der Schwulen, und dass man sich schon durch einen Händedruck anstecken kann. Aber selbst die Betroffenen wussten kaum etwas darüber“, erinnert sie sich.
Aus Angst vor der Isolation versteckten viele Freunde ihre Krankheit und verstarben plötzlich. So wie einer ihrer Dozenten, der „mich erst zu dem gemacht hat, was ich heute bin“, wie sie sagt. Ein Schlüsselerlebnis für die junge Künstlerin: An vielen Benefiz-Konzerten hat Maclean seither teilgenommen. „Es geht aber nicht nur darum, Spenden zu sammeln. Ich habe meine an Aids erkrankten Freunde nie aufgegeben, ich bin ihre Freundin geblieben“, sagt sie.
Seitdem habe sich viel getan, die Toleranz sei gewachsen — durch Aufklärung. „Aber eigentlich mag ich das Wort Toleranz nicht, es deutet darauf hin, dass das, was ich toleriere, eigentlich schlecht ist. Ich bin für eine Grundakzeptanz unter Menschen“, sagt sie.
2010 wechselte Maclean von der Oper Leipzig nach Düsseldorf. „Ich fühle mich hier so wohl wie noch nie, ich darf hier die ganze Bandbreite meiner Stimme zeigen“, sagt sie und erzählt von ihren fünf Partien, die sie in einer Spielzeit verkörpern wird, von „Die Frau ohne Schatten“ oder von ihrer Interpretation der Madame de Croissy aus „Dialogues des Carmélites“. Ihre Rollen wähle sie sorgfältig aus. „Ich suche in den Partien nach Charakterzügen, mit denen ich mich zumindest teilweise identifizieren kann. Auf der Bühne stecke ich die einzelnen Puzzleteile zusammen, ein Bild entsteht“, erklärt sie.
Damit will sie ihr Publikum nicht nur unterhalten, Musik oder Kultur jeder Form sind für sie Eckpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenlebens. „Kultur kann helfen, aus der Ich-Kugel herauszukommen und über das eigene Leben und Tun zu reflektieren.“