Schauspielhaus Düsseldorf: Es geht um mehr als nur ums Geld

Stadt und Land entscheiden über die Zukunft des Düsseldorfer Schauspielhauses.

Theaterkrise n Düsseldorf: Es mischen viele mit, eine Lösung ist aber trotzdem nicht in Sicht.

Foto: Sergej Lepke/David Young/dpa

Düsseldorf. Wenn am Dienstag der Aufsichtsrat des Düsseldorfer Schauspielhauses tagt, sind die Weichen für die nahe Zukunft der größten Sprechbühne Nordrhein-Westfalens längst gestellt: Nach dem vorzeitigen Abgang von Staffan Holm wegen Burn-outs wird jetzt Interimsintendant Manfred Weber gegen Interimsintendant Günther Beelitz ausgetauscht.

Ex-Intendant Staffan Holm

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Eine langfristige Lösung für die künstlerische Leitung ist nicht in Sicht, ein Ende des Finanzdebakels auch nicht. Bis zur Spielzeit 2011/12 hatte sich ein Defizit von 5,4 Millionen Euro (Altlasten und Sanierungskosten) angestaut. Die Rechnung ist inzwischen beglichen, wenngleich noch immer unklar ist, wie sie zustande kam.

Zurzeit-noch-Intendant Manfred Weber

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Das sollen am Dienstag Wirtschaftsprüfer dem Aufsichtsrat darlegen und klären, inwieweit Weber seine Finger im Spiel hatte. Die Prüfer werden wohl auch die Befürchtung bestätigen, dass für die Spielzeit 2012/2013 noch mal Geld nachgelegt werden muss: Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich dabei um weitere 2,7 Millionen Euro.

Bald-Intendant Günther Beelitz

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Einen Großteil dieser Informationen haben Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) und Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) bereits am 5. Februar der Öffentlichkeit mitgeteilt. Etwa, dass Manfred Weber die Theaterleitung zum 1. März abgibt. Tatsächlich aber befindet erst heute der Aufsichtsrat über Webers Vertrag. Dass Stadt und Land dem Gremium vorgreifen, macht einmal mehr deutlich, dass hier kopflos Kulturpolitik betrieben wird.

Kulturministerin Ute Schäfer

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Dabei drängt die Zeit, und die zweijährige Beelitz-Lösung macht die Situation nicht besser. Mit seinem frohen Gemüt und dem Ansehen, das der erfolgreiche Chef von einst genießt, kann er zwar für bessere Stimmung sorgen. Das Theater kommt jedoch erst aus der Krise, wenn ein neuer Intendant mit einer Idee für das Schauspiel sich zum Haus und auch zur Stadt bekennt. Da kann man noch so viel rechnen, der Erfolg ist vor allem ein emotionales Moment. Selbst unter widrigsten Umständen kann der Funke überspringen, und die Menschen pilgern vor die Bühne. Oder eben umgekehrt — wie in Düsseldorf: Das Haus ist bestens ausgestattet, und einige Stücke hätten volle Zuschauerreihen verdient, doch viele haben es abgeschrieben.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers

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Wer könnte nun dieser Heilsbringer sein? Nachdem schon viel zu früh erste Namen die Runde machten, hört man inzwischen immer weniger. Auf der Wunschliste der angesagten Intendanten steht Düsseldorf längst nicht an vorderer Stelle. Da improvisiert ein Stefan Bachmann lieber für zwei Jahre in einer alten Industriehalle und wartet, dass Köln endlich das Schauspielhaus saniert, als dass er in der Landeshauptstadt Chef sein wollte. Schon zu lange kursieren die Geschwister Stefanie und Peter Carp, der zurzeit in Oberhausen Intendant ist, als mögliche Kandidaten. Das wird wohl ebenso wenig etwas, wie Luk Perceval — ein echter A-Liga-Vertreter unter den Theatermachern. Hört man sich um, dann scheint schon eher etwas an dem Gerücht namens Sven-Eric Bechtolf zu sein. Der hat zwar dementiert. Noch bis zur Spielzeit 2015/2016 leitet er die Salzburger Festspiele. Dafür spricht aber, dass man in Düsseldorf nun eine kurzfristige Interimslösung bis zu eben diesem Zeitpunkt gewählt hat. Der bestens vernetzte Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter wäre eine weitsichtige Entscheidung, die ein Ende der Krise bedeuten könnte. Denn was die Menschen ins Theater bringt, sind Leidenschaft und Visionen — und keine Wirtschaftsprüfer.