Kultur Kompakt Schlagzeuger Peter Weiss wird heute 70 Jahre alt
Schriftsetzer, das war einmal ein sehr angesehener Beruf. Manche Vertreter dieser standesbewussten Zunft verbesserten auch schon mal ungefragt Texte von Redakteuren. Einfach, weil sie es besser konnten.
Es ist nicht überliefert, ob Peter Weiss dies auch tat. Denkbar wäre es. In den revoluzzigen 60er Jahren setzte man Buchstaben nicht nur mit der Hand, sondern auch maschinell: auf der Linotype. Der Setzer saß hinter seiner Maschine wie ein Schlagzeuger an seinem Instrument. Da war immer Rhythmus im Raum. Ob das den jungen Schriftsetzer inspirierte? Jedenfalls begann Peter Weiss noch während der Lehre mit dem Schlagzeug, spielte in Bands, belegte Jazz-Kurse und studierte am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf.
Der weitere Verlauf ist Düsseldorfer Jazz-Geschichte. Peter Weiss gründete 1984 sein eigenes Quartett, das Jazz Ensemble Düsseldorf.
Weiss verdankt die Stadt praktisch die Jazz-Schmiede, auch, dass die im Sommer so schön draußen spielt beim „Jazz im Hofgarten“. Logisch, dass er auch bei der Düsseldorfer Jazz-Rally mitmischte, deren Leiter er von 1995 bis 1999 war. „Jazz – Dialektik von Bindung und Freiheit“, der jüngste Titel der anspruchsvollen Reihe im Haus der Universität „Jazz trifft auf Wissenschaft trifft auf Jazz“ könnte auch sein Programm sein. Weiss weiß: „Jazz lebt von der Improvisation.“ Und muss davon allzu oft auch überleben.
Sein Schlagzeug gehörte mal den „Feetwarmers“, der Beginners Band von Klaus Doldinger, einer Legende des Jazz. Eine solche ist zweifellos auch Peter Weiss: mit mehr als 3000 Konzerten und Auftritten mit mehr als 300 Musikern. Zweifeln mag man höchstens am Alter des Trommlers für die Jazzstadt Düsseldorf, er wird heute 70 Jahre alt. Noch lange kein Grund, die Schlagstöcke abzugeben. „The Good View“ heißt eines seiner Solo-Alben, gute Aussichten. huf