Schöner Wohnen mit Jorge Pardo
K21 zeigt die erste europäische Retrospektive des Designers.
Düsseldorf. Die Wände in der K21-Bar bestehen aus simplen Ovalen in Hellgrün und Gelb, die wie Perlen aufzusteigen scheinen. Über dem All-over des Farbauftrags liegt ein Kunststoffband in Grün und Blau. Es ist ein simples Milieu, ausgeführt von unzähligen Helfern des in Kalifornien lebenden Jorge Pardo (45).
Und dennoch gehört diese Bar zu den bevorzugten Standorten. Gegenwärtig sind die Türen geöffnet, und die künstlichen Farben im Innern korrespondieren mit eben jenem Hellgrün und Gelb im Park. Bei Mondlicht tänzelt Kunstlicht aktiv über das grün-blaue Band und verzaubert das Milieu.
Der Kubaner in Los Angeles weiß, wie man Kunst und Alltag, freie und angewandte Kunst zur Einheit bringt, schließlich hat er Design in Pasadena studiert. Sein Formenvokabular nimmt er aus dem Zeitalter der Nierentische, es sind jene abgerundeten und gebogenen Formen, wie sie schon Hans Arp so liebte. Die 50er Jahre sind für den pfiffigen Pardo nicht nur trendy, sondern auch praktisch zu handhaben. Es sind die idealen Formen für den Computer, und damit versteht sich der Wahl-Amerikaner gleichfalls gut.
"Schöner Wohnen" hieß eine Zeitschrift in den 50er und 60er Jahren. Darin bekamen die Deutschen den Geschmack des Gelsenkirchener Barock ausgetrieben. Sie lernten zugleich, wie sich Gelb besonders gut für Schlafzimmer eignet.
Ähnlich geht auch Pardo vor, wenn man seine Farbspektren betrachtet. Er analysiert Umrisse, addiert Farben auf Folien, in Ölfarbe oder Lack. Im Wellness-Zeitalter wie seinerzeit in den 50ern geht es darum, die Frage zu klären, wie der Betrachter oder Bewohner auf bestimmte Töne oder Dinge reagiert.
Im Gegensatz zu früher hat sich jedoch die Licht-Architektur entscheidend geändert, und damit spielt Pardo auf besondere Weise. Seine Einzelbilder mit den weichen Rundungen wären nichts, wenn man sie in ein Warenhaus hängen würde. Pardo hat sie selbst stundenlang ausgeleuchtet, hat das Licht gedimmt und nur an wenigen Stellen aufgehellt, so dass der große Ausstellungsraum von K21 eine wohlige, sympathische Stimmung erhält. Nur darauf kommt es an.
Irgendein tieferer Sinn von Kunst ist nicht gewollt. Der Rahmen ist kostbarer als das Innenleben. Auch Spiegelungen sind für Pardo wichtig. Er klebt Spiegelfolie zwischen Puzzle-Teile, strahlt die Folien an und freut sich wie ein Kind über die Reflexe der Folie auf dem Fußboden. Amorphe Formen in cremigen Farben sind so angestrahlt, dass sich die Allerweltsmotive aufladen. Der Schein ist eben mehr als das Sein.
Drei Papala-Häuser, Nachbildungen aus den Tropen, dienen als Designer-Zentren mit Wohlfühl-Atmosphäre. In einem Pavillon setzt er 18 Mitarbeitern ein Denkmal, indem er ihre Silhouetten nachbildet und mit Glühbirnen erhellt. Er selbst steht auf dem Dach, als Übervater.