Schreiben — aus purer Lust
In der Zentralbibliothek treffen sich Menschen, die sich im Verfassen von Texten üben.
Ein anrührendes Märchen von einem Schnee-Mädchen, die Erinnerung an ausgebombte Wohnhäuser im Zweiten Weltkrieg und Fantasiegeschichten über Rennmäuse in einer Zoohandlung — das sind die Stoffe von Storys aus dem Leben oder der Vorstellungswelt von Düsseldorfern, die in der Zentralbibliothek am Bertha-von-Suttner-Platz das Forum Hobby-Schreiben bevölkern. Seit rund 25 Jahren leitet Cora Elbin, hauptamtlich zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses, das Forum „Hobby-Schreiben“. Wie in der Schule geht Elbin die Anwesenheitsliste durch, sagt zu einem (offenbar nicht zum ersten Mal) zu spät kommenden Teilnehmer mit ironischem Lächeln: „Wenn Sie da sind, weiß ich, dass wir anfangen können.“
Und dann geht es los: Jeder Teilnehmer trägt seine Texte laut der Gruppe vor — und muss mit dem anschließenden Lob und Tadel der Mithobby-Schreiber leben. Die Workshop-Leiterin moderiert die Diskussion, bringt ihre eigene Auffassung aber bewusst nur schwach dosiert mit ein, meist in Form einer Bestärkung oder Relativierung eines Teilnehmer-Kommentars.
Manche sind zum ersten Mal da, Gaby Schumacher hingegen hat schon mehr Erfahrung. Sie darf sich über Komplimente freuen, als sie ihr Märchen vom Schneemädchen erzählt, das nach tödlichem Tauwetter in einem Blumentopf beerdigt wird. „Ich würde mein Werk gern mal auf einer Bühne sehen“, sagt Schumacher, die sich mit ihrer Schreiberei nichts beweisen will, sondern vor allem mit Spaß bei der Sache ist.
„Zu uns kommen vor allem Studenten und Menschen, die bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden sind“, sagt Elbin. Solche eben, die Zeit zum Schreiben haben. Hans-Joseph Poschen zum Beispiel, der früher einmal an der Kunstakademie Student bei Joseph Beuys war und in seiner Geschichte „Heimat“ an Kriegserzählungen erinnert. Beim Anblick eines zur Hälfte abgerissenen Geschäftshauses habe er daran gedacht, wie häufig die Menschen in der Nachkriegszeit von den Bombardements erzählten, von der Zerstörung und angstvollen Stunden im Luftschutzkeller. „Ich lebe in dieser Stadt und jeder hat eine andere Geschichte — das hat mich gereizt.“