Skulptur im Ehrenhof: Megerts unendlicher Spiegelraum
Christian Megert überrascht mit einem Container auf der Wiese im Ehrenhof, der die Besucher vielfach spiegelt.
Düsseldorf. Auf dem Rasen im Ehrenhof neben dem Eingang ins Kunstmuseum steht neuerdings ein Container. Sobald das Museum um 11 Uhr öffnet, schließt ein Wärter den ganz normalen Behälter auf und schaltet das Licht ein. Dann dürfen Schüler und Erwachsene ins Innere treten.
Die erste Reaktion ist Jubel. Denn jedermann, der eintritt, fühlt sich in einen unendlichen Raum versetzt. In einer Rahmenkonstruktion hängen drei Spiegel links, drei Spiegel rechts und ein Spiegel an der Stirnwand. Diese Spiegel reflektieren die Person von vorn, von der Seite und von rückwärts. Der Besucher scheint sich zu vervielfältigen. „Typisch Christian Megert“, sagen Eingeweihte.
Megert, Jahrgang 1936, kam in Bern zur Welt, machte eine Maurerlehre, denn nur so kam man früher aufs Polytechnikum, und wurde ein berühmter Künstler. Seit 1973 lebt er in Düsseldorf, von 1976 bis 2002 hatte er den Lehrstuhl für „Integration Bildende Kunst und Architektur“ an der Kunstakademie inne. Er kennt sich wie kein anderer im Umgang mit Reflexionsfolien aus.
Schon vor 53 Jahren brachte er ein „Manifest für Spiegel und Glas“ heraus und beschrieb Räume wie den im Ehrenhof: „Wenn Sie einen Spiegel gegen einen Spiegel halten, finden Sie einen Raum ohne Ende und Grenzen, einen Raum mit unbeschränkten Möglichkeiten.“ Seitdem bearbeitet er auch Spiegelscherben, die immer prächtiger werden. Eine davon ist im Kunstmuseum zu sehen.
Megert vermittelte außerdem die Zero-Bewegung in die Schweiz. Als Freund unter Freunden stellt er jetzt in der großen Zero-Retrospektive in New York aus. Man kennt sich seit einem halben Jahrhundert.
Sein wichtigstes Werk für Düsseldorf entstand 1987 zur Bundesgartenschau in Düsseldorf. Es war eine Drehtürenskulptur für den öffentlichen Raum, deren überlebensgroße Spiegel in Kugellagern verankert waren. Die Spiegel drehten sich in ihrer Achse, sobald ein Besucher die Installation betrat. Tausende und Abertausende von Menschen liefen durch dieses Labyrinth und freuten sich über ihr wechselndes Konterfei.
Der Aufbau musste temporär einem Zirkus weichen. Anschließend stellte die Stadt fest, dass das Werk verschlissen war. Es hätte noch einmal gebaut werden müssen. Mit Transport und Reparatur wären 90 000 Mark Kosten entstanden, was der Kunststadt Düsseldorf damals zu teuer war. So wurde das Kunstwerk verschrottet.
Jetzt, wo Zero gigantische Preise erzielt, sollten sich die Verantwortlichen fragen, ob sie dieses Spiegelkarussell nicht rekonstruieren. Sie hätten zwar Kosten, aber die stehen in keinem Verhältnis zum aktuellen Marktwert der Zero-Produkte. Selbst der Spiegel-Container wäre einen Ankauf wert, schließlich bezahlte die Stadt die Materialkosten. Die Werke fallen nach der Ausstellung an den Künstler zurück, der sie an jedermann verkaufen kann.