Ausstellung Sophie von Hellermann, die Windbraut der Malerei

Düsseldorf · „Because it is“ heißt die Ausstellung der ehemaligen Krieg-Schülerin in der Galerie Sies und Höke in der Carlstadt.

Sophie von Hellermann lässt die Mütter mit den Kindern aus dem Fegefeuer rennen.

Foto: Galerie Sies + Höke/Achim Kukulies

In Düsseldorf mahlen die Mühlen langsamer als in London. Dort wurde die Krieg-Schülerin Sophie von Hellermann, Jahrgang 1975, schon 2001 vom Mega-Sammler Charles Saatchi entdeckt, der spontan elf Werke kaufte. Dabei hatte sie nichts anderes im Sinn, als die Trends und Spleens des Kunstbetriebs zu verulken. Sie reüssierte weltweit und ist in England mit einem Galeristen verheiratet. Nun, 20 Jahre später, erhält sie auch in Düsseldorf eine Einzelausstellung, wo sie ihre Freunde von „Hobbypop“ hat. Als Schnellmalerin fegt sie mit ihren Bildern durch drei Etagen der Galerie.

Sie ist extrem klug und belesen, Tochter eines Kernphysikers, erhielt an der Kunsthochschule in Oxford eine breit gefächerte Ausbildung und gab ihren Einstand in Düsseldorf mit merkwürdig romanhaften Texten, filmischen Prärie-Bildern und Zitaten aus der Kunstgeschichte. Sie speichert in der Erinnerung die Bilder aus Museen, aber benötigte anfangs für ihre Kunst auf Nessel einen Eimer Wasser und viel Staub.

Das Sfumato romantischer Bilder von Caspar David Friedrich war greifbar nahe, als sie mit ihren Freunden in einer aufgelassenen Bahnhofs-Halle in Köln-Nippes auf dem Boden hockte und zwischen all dem Dreck einen unwiderstehlich schönen Sherlock Holmes flott und souverän erzeugte.

Sie malt schnell und konzentriert. Bei einem Besuch in London ertappten wir sie, wie sie für eine Schau in Colchester, der Stadt der schlimmsten Hexenjagden, 70 Hexen malte, eine immer faszinierender als die andere.

Nun also ein Comeback in Düsseldorf, die Stadt, die sie 1999 verlassen hatte. Wieder kommt die Kunst leicht und flüssig daher, auf Stoff mit Pigmenten und Acrylbinder traumhaft sicher aufgetragen. Dass alles genau vorher „angerichtet“ ist, merkt kein Mensch. Man glaubt ihr eine fast schon magische Poesie bei aller Vitesse. Dabei hat sie es faustdick hinter den Ohren. Die Abschottung Englands, die Schar der Flüchtlinge, das Feuer in Australien sind Themen, die durch ihre Bilder geistern und mit denen sie die Weltpolitik anprangert.

Sie zitiert die Rede der Klimaaktivistin Greta Thunberg beim Wirtschaftsforum in Davos, als sie die Zuhörer aufforderte, so zu handeln, als stünde das Haus in Flammen, „denn so ist es“, „because it is“. Passend zu dem eher offenen Titel zeigt sie ein Inferno in kräftigen Gelb-, Rot- und Orangetönen sowie eine Mutter mit ihren Kindern, die die Flucht aus der Flammenhölle ergreift. Ein Hingucker sind all die verschreckten Menschlein im Gegenlicht, die versuchen, die dunkle Höhle fluchtartig zu verlassen.

Das Mädchen Britannia zieht den wärmenden EU-Mantel aus

Wie im „Sturm“ von Shakespeare rennt ein Mädchen durch das Unwetter. Als Häufchen Elend treten Flüchtlinge die Wanderung durch die kahle Landschaft an. Dennoch wirken die Gemälde verträumt. Wie mädchenhaft wirkt die junge Britannia, die gerade versucht, den wärmenden EU-Mantel auszuziehen, während sich über ihr die Wolken zusammenbrauen. Eine trauernde Witwe führt ein Spielschiff wie ein Hündchen an der Leine, das im Sand gestrandet ist.

Hellermann mixt Stile und Themen, zeigt zwei Witwen in Schwarz, die eine könnte von Gainsborough stammen, die andere von einem Hollywood-Cover. Vor ihnen wühlt ein Trüffelschwein im Untergrund.

Info: Galerie Sies + Höke, Poststraße 3, Montag bis Freitag 10-18.30, Samstag bis 14.30 Uhr, bis Ende Februar