Symphonik ohne feinen Schliff

Andrey Boreyko überzeugt nicht beim zweiten Konzert-Zyklus.

Düsseldorf. Mit den Düsseldorfer Symphonikern kann man große Abende erleben, aber auch ermüdende Momente. In die Richtung der letzteren Variante steuert der zweite Zyklus der Symphoniekonzerte unter der Leitung von Generalmusikdirektor Andrey Boreyko. Auf dem Pogramm steht unter anderem das Stück Wunderbare Leiden, eine Fantasie für zwei Klaviere und Orchester über Themen von Clara und Robert Schumann der russischen Komponistin Victoria Borisova-Ollas.

Das von der Tonhalle anlässlich des Schumann-Jahrs in Auftrag gegebene Opus macht zunächst einen prächtigen Eindruck. Die Komponistin erweist sich als Meisterin der Instrumentierung. Bläser, Streicher, Harfen und Schlagzeug kombiniert sie durchaus originell und scheut auch nicht die Erzeugung spätromantischer und filmmusikähnlicher Opulenz.

Doch das etwa 20 Minuten dauernde Werk macht leider nicht den Anschein, irgendwo hinzuführen. Die Bezüge zu den Schumanns gehen im Klangnebel verloren, bevor sie überhaupt jemals klar zum Vorschein kamen. Die beiden Pianisten (Ewa Kupiec und Verdan Mamikonian) müssen zwar häufig virtuos in die Tasten greifen oder ein paar liedhafte Sequenzen hintupfen, doch entwickelt der Duo-Part so wenig Charakter, dass die Pianisten so wirken, als seien sie gar nicht als Solisten herausgehoben.

Borisova-Ollas Raffinesse beim Orchestrieren kam unterdessen dem Arrangement von Schumanns Träumerei zugute. Mit so viel Harfe, Celesta, Bass-Wummern und Tirilieren von Flöten und Geigen hat man diese sanfte Kinderszene wohl selten erlebt. Das war zwar mehr Hollywood als Schumann, tat dem Hörvergnügen aber keinen Abbruch.

Beim originalen Schumann, hier nun der Zweiten Symphonie, ist man zwar vor kompositorischen Überraschungen sicher, nicht aber vor einer blassen Aufführung. Und leider gebrach es Freitagabend an spieltechnischem Schliff und jener Expressivität, mit der die Interpreten ihr individuelles Bekenntnis abgeben. Bereits der Anfang mit seiner wie aus der Ferne tönenden Bläserfanfare verlief reizlos und ließ die spezifische Atmosphäre dieses geheimnisvollen Beginns vermissen. Flankiert wurde die Nüchternheit von kleinen Unsauberkeiten, die man eigentlich nur zweitrangigen Orchestern nachsehen kann. Die Symphoniekonzerte scheinen derzeit unter keinem guten Stern zu stehen.