Tanzhaus NRW: "Schmetterling, flieg!" - Ein wunderliches Wesen
Tanz: „Schmetterling, flieg!“ von Misael Lòpez wurde am Tanzhaus NRW uraufgeführt.
<strong>Düsseldorf. Ein Schmetterling ist ein wunderliches Wesen. Für ein Insekt viel zu schön, für eine Blume zu lebhaft. Als der Erfinder der Insekten einmal davon träumte, ein Wesen zu schaffen, das fliegt wie ein Vogel und zart und bunt ist wie eine Blume, da ersann er den Schmetterling. So erzählen es die nicaraguanische Autorin Gioconda Belli und der Illustrator Wolf Erlbruch in ihrem Bilderbuch "Die Werkstatt der Schmetterlinge". Der in Düsseldorf lebende Chilene Misael Lòpez ließ sich von der zauberhaften Geschichte inspirieren und kreierte ein unaufgeregtes, musikalisches Tanzstück für Kinder ab fünf Jahren, koproduziert durch das Tanzhaus NRW.
Der gedachte Schmetterling erreicht selbst zappelige Kinder
Bei der Uraufführung hopsten und schwirrten seltsame Wesen umher. Der Schauspieler Carsten Clemens und die beiden Tänzerinnen Lisa Gropp und Beth Loughran verwandelten sich in Phantasiegestalten. So bunt wie Licht und Kostüme, so beschwingt tanzen und tollen sie herum, während Benjamin Garcia mit Konzertgitarre, Schlagzeug oder Kontrabass ihre Bewegungen rhythmisiert oder federleicht macht. Die Poesie eines gedachten Schmetterlings, der in die Luft gepustet wird und zu gezupften Akkorden umherfliegt, erreicht selbst zappelige Kinder. Misael Lòpez tritt als schwarz gekleideter Herr der Regeln auf und vermiest den Erfindern ihre Kreationen. Der Spielverderber spricht vom "Gleichgewicht der Körper", das sie durcheinander gebracht hätten. Ob das ein Fünfjähriges versteht? Auch der überambitionierte Versuch eines Multikulti-Theaters mit englischen und spanischen Sprachfetzen à la Lern-CD, sorgt mehr für Verwirrung als Spracherwerb. Nach den Regeln also, welche auch immer gemeint seien, sollen die Drei Neues schaffen. Die Rumpelkammer erweist sich als Fundgrube, jedem gelingt eine phantastische Figur: eine Heuschrecke aus Puppenwagengestell, Tauchermaske und Silbertuch, ein Schmetterling aus Staubsaugerkörper und Kissen, eine Raupe aus Wischmopp und edlem Tuch. Wunderschön. Hier könnte das Tanzstück eigentlich zu Ende sein und alle gingen beseelt nach Hause. Doch Misael Lòpez will die Botschaft, dass Kreativität glücklich macht und man sich nicht von seinen Ideen abbringen lassen soll, weiter verallgemeinern. Und führt sie ad absurdum. Nun wollen die Erfinder ein Wesen, das fliegt wie ein Schmetterling, große, runde Augen hat, Leuchtkugeln verstreut und schlechte Laune vertreibt. Ihr Wundertier präsentieren sie dem schwarzen Mann in einer Schatzkiste. Der hat gut Staunen, während dem Zuschauer der Blick in die Truhe verwehrt bleibt. Da murrt die enttäuschte Kinderseele. Wer zuviel will, steht am Ende mit leeren Händen, bzw. leerer Truhe, da.Misael López
Leben Geboren in Chile, Tanzausbildung an der Uni Chile. Mitwirkung an zahlreichen Tanz- und Musicalproduktionen in Chile und Argentinien.
Arbeit Seit 1987 als Choreograf, Tanzpädagoge und Schauspiellehrer in Köln und Düsseldorf tätig. Zahlreiche Gemeinschaftsproduktionen der Bereiche Musik, Tanz, Literatur und Schauspiel.