Mehr Kunst fürs Handwerk

Im NRW-Forum ist die Ausstellung „manu factum 07“ zu sehen. Ein Gespräch mit Organisator Uwe Müller-Biebel.

Düsseldorf. Der Diplom-Designer Uwe Müller-Biebel hat die 23. Landesausstellung "manu factum 07" im NRW Forum organisiert. Er ist Leiter der Kulturellen Gewerbeförderung bei der Handwerkskammer. Im WZ-Gespräch erläutert er die Probleme für das Kunsthandwerk.

Herr Müller-Biebel, die neun Staatspreisträger für das Kunsthandwerk in NRW haben gute Arbeit geleistet, aber keine kreative. Wie kommt das?

Uwe Müller-Biebel: Als die Werkkunstschulen Anfang der 70er Jahre aufgegeben wurden, gab es eine Zäsur. Mein Großvater war Tischlermeister, der auf der Werkkunstschule lernte und zugleich die Meisterschule besuchte. Alle kreativen Handwerker waren früher auf der Werkkunstschule vertreten. Heute gibt es einen Schnitt zwischen Handwerk und Kunsthandwerk.

Weder die Berufsschulen noch die Fachhochschule sind wirklich kreativ. An der FH Düsseldorf beklagt man, dass alles so verschult sei, dass die Studenten keine Zeit mehr hätten, neuartige Möbelstücke über zwei, drei Semester zu entwickeln. Wie kann man dem abhelfen?

Müller-Biebel: Es gibt eine Ausnahme in Aachen, eine Werkkunstschule alter Art, eine Akademie für Gestaltung, die zugleich Meisterschule ist. Dort kann man Gestaltungsstudien im Handwerk machen, bei Dozenten von der Universität, der FH und der freien Wirtschaft. Es gibt einen enormen Zulauf.

Ein Beispiel für Düsseldorf?

Müller-Biebel: Fachhochschulen und Meisterschulen sind zu weit auseinander gedriftet, um sie wieder zur Einheit zu bringen. Einen Ausweg sehe ich, wenn wir die Gestaltung in die handwerkliche Ausbildung, also in die Lehre, nehmen. Bei 124 Gewerken muss natürlich kein Metzgermeister schöpferisch tätig sein, aber bei bestimmten Bereichen wie einem Tischler wäre dies schon gut.

Die Staatspreisträger zeigen heute selten schöpferische Fähigkeiten.

Müller-Biebel: Sie sind nicht schlechter als früher, aber ihre Rahmenbedingungen sind schlechter geworden. Kunsthandwerker sind Autodidakten, nicht vom Handwerk her, sondern von der Gestaltung. Sie lernen das Praktische aus dem ff. Aber für die Fortbildung im Kunsthandwerk gibt es kaum Möglichkeiten. Ich hätte gern, wenn das gestaltende Handwerk in den Ausbildungsplänen automatisch enthalten wäre. Dann könnte man Talente erkennen, fördern oder entdecken.

Warum wird die Handwerkskammer Düsseldorf nicht zum Vorreiter?

Staatspreis: Am 2. Juni hat Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff die nordrhein-westfälischen Staatspreise für das Kunsthandwerk in NRW an die auserwählten Kunsthandwerker überreicht. Die dazugehörende Ausstellung "manu factum 07" ist im NRW Forum für Kultur und Wirtschaft noch bis zum 15. Juli 2007 zu sehen.

Öffnungszeiten: NRW-Forum, Ehrenhof 2, Di bis So 11 - 20 Uhr, Freitag bis 24 Uhr.