Tenor Frank zur Tannhäuser-Absetzung: „Ich hätte nie mit solch einer Respektlosigkeit gerechnet“

Tenor Daniel Frank, der gerade den Tannhäuser singt, über die Inszenierung, ihre Absetzung und Heavy Metal.

Düsseldorf. Der Schrecken sitzt ihm noch in den Knochen. Dennoch sieht Daniel Frank (38) eine Woche nach der Premiere der mittlerweile unter großer öffentlicher Beteiligung abgesetzten Tannhäuser-Oper locker, entspannt aus. Der schwedische Tenor, der Heavy Metal genauso gerne wie Mozart oder Wagner singt, trägt Jeans-Jacke, T-Shirt, dunkle schulterlange Haare, einen Hut.

Eigentlich hatte er sich auf sein Deutschland-Debüt als Tannhäuser gefreut, singt die Partie demnächst auch in Bogotá und Lima, wirkt aber nach dem Skandal leicht gedämpft. Für die Auftritte pendelt er derzeit zwischen Stockholm, seiner Wohnung in Malmö und Düsseldorf.

Herr Frank, wie lief die erste konzertante Aufführung?

Daniel Frank: Es war hart, denn erst 30 Minuten vor Beginn hieß es, wir sollten nicht nur an der Rampe stehen, sondern improvisieren. Aber dann es lief gut, meine Stimme war frisch, das Publikum reagierte positiv.

Wie finden Sie es, dass die Inszenierung so plötzlich abgesetzt wurde?

Frank: Dazu habe ich keine echte Meinung. Denn ich stehe auf der Bühne und habe die Inszenierung nie vom Parkett aus gesehen.

Wann erfuhren Sie, dass der Regisseur Burkhard Kosminski die Wagner-Oper mit Shoa und Holocaust verbindet?

Frank: Erst sehr spät. Als ich 2012 den Vertrag mit der Oper unterschrieb, ging es um meine Stimme, die der Opernleitung gefiel. Im Laufe der Proben hat Burkhard allmählich sein Konzept entwickelt. Kurze Zeit vor der Premiere hieß es, dass ich vor Gaskammern eine Familie erschießen sollte.

Wie empfanden Sie das?

Frank: Es war sehr schwierig: Als Kriegsdienstverweigerer und Pazifist hatte ich zuvor nie eine Pistole in der Hand gehabt. Ich fragte, ob das wirklich notwendig ist, vertraute aber dem Regisseur, der die Verantwortung trägt.

Wie haben Sie die Wutausbrüche während der Ouvertüre wahrgenommen?

Frank: Als Verletzung. In Deutschland hätte ich nie mit einer solchen Respektlosigkeit gerechnet. In Schweden wäre das unmöglich, da gibt es Buhrufe höchstens nach der Vorstellung. So fühlte ich mich von den Leuten gehasst, verlor völlig meinen Fokus und den Text. Es war furchtbar, denn die ersten Szenen fordern extreme Stimmkraft und Konzentration auf das Orchester.

Beim Schlussapplaus wurden Sie bejubelt.

Frank: Ja, seltsam, aber es tat gut, wenn ich auch den Kontrast zwischen Jubel und Wutgebrüll kaum verstehen kann.

Könnte der weltweit diskutierte Skandal Ihrer Karriere helfen?

Frank: Ja, das ist durchaus möglich, denn in den Kritiken komme ich ja ganz gut weg.

Jenseits von Skandal und Streit um den Düsseldorfer Tannhäuser: Wie vereinen Sie als Sänger eigentlich Heavy Metal und Oper?

Frank: Der Unterschied ist nicht groß. Bei Heavy Metal muss ich nur stärker auf die Stimmbänder drücken, habe aber Routine, da ich schon mit 14 auf der Rock-Bühne stand. Lange Zeit habe ich Bariton gesungen, bin dann zum Tenor gewechselt. Wenn ich große Tenor-Partien singe, verzichte ich allerdings auf Heavy Metal. Ich habe mein Leben seit meinem Debüt 2009 verändert. Am Abend vor einem Opern-Auftritt als Tenor gehe ich mittlerweile früh schlafen und verzichte auf Rotwein.

Rock-Sänger sind häufig tätowiert. Sie auch?

Frank: Ja, aber Gott sei Dank nur auf dem Rücken. Das sehe nicht ich, sondern nur meine Verlobte.