Theater an der Luegallee: Lust, List und eine Urne
An der Luegallee wird „Die Wahrheit über Alice“ enthüllt.
Düsseldorf. Soll doch das Telefon klingeln. Alice Hogan, die reiche und gut erhaltene Londoner Künstlerwitwe, greift lieber in ihre Hausbar. Immer, wenn sie Geburtstag hat, liegt Katzenjammer in der Luft. Gerade ist ihre beste Freundin dahingegangen, und wie es aussieht, wird sich Alice auch noch um die Urne kümmern müssen.
Gut, dass Nat ihr Gesellschaft leistet, der väterliche und weitgehend platonische Freund aus alten Tagen. Er ist es denn auch, der endlich ans Telefon geht, als es wieder einmal läutet, und so können die Turbulenzen dieser doppelbödigen Komödie des englischen Autors Charles Laurence nun richtig in Gang kommen. Herein schneit Miss Peggy Black, Abgesandte eines New Yorker Verlagshauses, die Alice die Einwilligung zu einer Biografie ihres verblichenen Mannes, des ach so bedeutenden Bildhauers Mathew Hogan, aus den Rippen leiern will, am liebsten mitsamt dessen geheimnisumwitterten erotischen Tagebüchern.
Um die lebenslustige Witwe gewogen zu stimmen, hat Miss Black einen jungen Begleiter mitgebracht, Joseph Panama, einen notdürftig als Fotografen getarnten Kontrakt-Lover mit klar definiertem sexuellen Kampfauftrag.
Die Dinge laufen nun allerdings aus dem Ruder. Die auffällig schroff und verkniffen agierende Peggy Black blitzt mit ihrem verlegerischen Anliegen ab, dieweil Panama bei Alice leichtes Spiel hat - obwohl er sich sogar gegen die Regeln seines Jobs outet: "Ich bekomme eine Sonderprämie, wenn ich Sie rumkriege." Kuss, Blackout, Pause.
Im zweiten Teil eskalieren die Überraschungen. Miss Black kehrt zurück. Die Vergangenheit wird wach. Erwähnte Urne fliegt durch die Luft. Irrungen, Wirrungen, Wutausbrüche.
Viel Applaus im wohnlichen Theater an der Luegallee für die deutsche Erstaufführung dieser vexierspielhaften Komödie (Regie: Sylvia Schlunk) und die vier sympathischen und souveränen Darsteller, von denen drei erstmalig im Hause gastieren: Cornelia Schönwald als charmesprühende Alice, Hans Hirschmüller als guter Geist mit Spötterzunge, Melanie Arnold als innerlich geplagte Peggy und Björn Gödde als Sunnyboy ohne Gewissensbisse.