Theater: Der transusige Liebesheld protzt im Trainingsanzug
Premiere: Im Theater an der Luegallee inszeniert Joachim Meurer „Zurück zum Happy End“ als feuchtfröhliche Sommerunterhaltung.
Düsseldorf. "Ein Lebenskünstler beginnt den Tag, indem er etwas Schönes küsst." Das soll Schauspieler Marcello Mastroianni gesagt haben. Dieses Motto beherzigt Manfred, genannt Freddy (Oliver Fleischer), gern. Denn heute ist sein Hochzeitstag und gemeinsam mit seiner Bettina, kurz Tina (Melanie Arnold), möchte er die "Geschichte einer großen Liebe" erzählen.
"Redest Du von uns?", kontert Tina bei den Worten "große Liebe" perplex. Selbst Zuschauern, die die von Frank Pinkus verfasste und 1998 uraufgeführte Komödie bis dato nicht kannten, wird klar: Erinnerungen sind offensichtlich keine objektive Angelegenheit. Schon gar nicht, wenn es um die Liebe geht.
Mit minimalistischen, zweckmäßig eingesetzten Mitteln wird das Rad der Zeit zurückgedreht und im Stück alles auf Anfang gestellt. Das Premierenpublikum im Theater an der Luegallee erlebt mit, wie der Beamte und die Doktorandin einander im Wald - angedeutet durch Vogelgezwitscher vom Band - begegnen. In der Erinnerung Freddys, der in seinem Trainingsanzug ausschaut wie eine Presswurst, war er der Held, der die verletzte Tina bis zum Arzt trägt.
Nach ihrer Ansicht allerdings entpuppt sich der Schokoriegel knabbernde Dauerläufer bereits bei der ersten Begegnung als transusige Memme, die beim kleinsten Stolperstein zusammenbricht. Warum sich die weltoffene Tina in den Provinzheini verliebt, verraten auch die nächsten Szenen nicht: Unfreiwillig trifft man bei einem Autounfall aufeinander, später folgt ein scheiterndes Rendezvous im Lokal. "Deine Erinnerung ist sehr männlich", wirft sie ihm vor. "Willst Du mich provozieren?" "Nein. Heiraten!".
Logik spielt hier keine Rolle, und gerne folgen die Zuschauer dieser Planscherei in der feucht-fröhlichen Bade- und Unterhaltungsanstalt, als die das heitere Sommerstück inszeniert (Regie Joachim Meurer) ist. Für kleine Verwicklungen und große Lacher sorgt die gestrenge Mama Manfreds (Sylvia Schlunck).
Sie stellt zwar einerseits unter Beweis, dass das Herz einer Mutter härter schlägt als jede Faust. Andererseits entpuppt sich die Bridge spielende Matrone, die mitnichten eine Kostverächterin ist, als wesentlich patenter als erwartet.
Und weil die Liebe bekanntermaßen eine Himmelsmacht ist, wird am Ende selbstverständlich alles gut. Tina und Freddy sagen "Ja" zueinander, und beseelt lächelnd und mit dem Wissen, dass wenigstens im Theater alles ein Happy End hat, verlässt das Premierenpublikum die Vorstellung.