Wieder(fern)sehen im Theater

Das FFT spielt das TV-Programm vom Juni 1954 nach.

Düsseldorf. Der Reiz eines Geburtstagsfestes liegt darin, dass alle gemeinsam feiern. Doch wenn man so viele Freunde hat wie das FFT, muss man sich etwas ausdenken. Im September wird das beste freie Produktionszentrum in NRW zehn Jahre alt und lässt jetzt schon mal die Korken knallen.

Vier Wochen lang spielen Gruppen wie die andcompany & Co., Ingo Thoben oder Hofmann & Lindholm unter dem Titel "Wir sehen uns morgen wieder" das Fernsehprogramm vom Juni 1954 nach. Tag für Tag, Sendung für Sendung.

Dass es keine Aufzeichnungen gibt, sondern nur Titel und Kurzinfos zu den Sendungen, darin liegen Herausforderung und Freiheit dieses faszinierenden Projekts, dessen Konzeption die Gruppe New Guide to Opera erarbeitet hat.

Pünktlich um 20 Uhr streift der Mantel der Geschichte das Juta, in dem eine dreiteilige Studiodekoration aufgebaut ist. Ingrid Mensendiek, die 1956 als Ansagerin beim Fernsehen arbeitete, verliest "Die Fernsehbrücke", eine Rückschau auf Sendungen des damaligen NWDR.

Anschließend schlüpft FFT-Intendantin Kathrin Tiedemann in der Rolle des SFB-Intendanten Alfred Braun und stellte die Reihe vor. Für die Sendung "Sehn’se, das ist Berlin" ist Heike Albrecht vom Berliner Theater "Sophiensäle" gekommen, die "Fernsehgrüße der westdeutschen Sender" reicht Dramaturg Christoph Rech wiederum in Form einer Grußbotschaft des WDR-Programmleiters Matthias Kremin weiter.

Anstatt Repertoire zu spielen, unterwirft sich das Theater damit streng dem Sendeschema mit seinem wechselnden Programm, was den Zuschauer wiederum zum ständigen Umzug in der Studiodekoration zwingt.

Zugleich reflektiert und interpretiert das Projekt die Mediengeschichte mit den Mitteln der Bühne. Was umso zwingender wirkt, als das Fernsehen im Juni 1954 noch kein Massenmedium war, sondern eher ein lustvolles Experimentierfeld mit oft abgefilmtem Live-Schauspiel im Studio. Am unterhaltsamsten spielte damit die Truppe Monster Truck.

Einen historischen "Rundgang durch die staatliche Porzellan-Manufaktur" deutet sie in eine gefilmte Gangsterstory um, bei der ein Elefant im Hetjens-Laden/-Museum eine Porzellanplastik klaut, sich duelliert und dann angeschossen zum Geburtstags-Ständchen ins Juta torkelt.

Schwach sind dagegen unitedOFFproductions, die die Fernsehnovelle "Das Schweigen des Meeres" als Lesung am Mikrofon darboten. Letzte Nachrichten gab es dann um 21.45 Uhr mit Studierenden der FH.

Danach war Sendeschluss, die Deutschen mussten schließlich fit sein fürs Wirtschaftwunder. Ein kluges, intelligentes Projekt, dem man nur analog zu seinem Titel wünschen kann: "Wir sehen uns morgen wieder".