„Wir sind die Beatles des Jazz“
Jazz Rally: Roman und Julian Wasserfuhr komponieren die Stücke für ihr Quartett.
Düsseldorf. "Wir sind die Beatles des Jazz", sagt Roman Wasserfuhr und grinst breit. Was er meint - in nicht ganz stimmiger Analogie zu den Großvätern des Pop - ist, dass er zusammen mit seinem Bruder Julian die Stücke für ihr Quartett gemeinsam komponiert, so wie weiland das Gespann Lennon und McCartney.
An Selbstbewusstsein mangelt es Roman also hörbar nicht, der erst 23-jährige Pianist ist im Gespräch auch wesentlich kecker als sein jüngerer Bruder. Trompeter Julian ist eher schüchtern und mit 20 Jahren wahrscheinlich der jüngste unter den zahlreichen Profis, die bei der kommenden Jazz Rally in Düsseldorf auftreten werden.
Eine CD haben die Brüder bisher vorgelegt, in der Reihe "Young German Jazz" des Labels ACT ist ihr Debüt "Remember Chet" erschienen. Mit Chet ist Chet Baker gemeint, und der ist nicht nur Julians großes Vorbild als Trompeter, seine Musik bedeutete für beide Brüder so etwas wie eine Initialzündung.
Jazz haben sie schon vorher gehört, der Vater, so berichtet Roman wieder schmunzelnd, soll den Brüdern, als ihre Mutter noch mit ihnen schwanger war, schon Big-Band-Musik vorgespielt haben. In der Tat kommen die Wasserfuhrs aus einem musikalischen Haushalt: Vater Gerald ist Klarinettenlehrer; Mutter Renate Amateursängerin.
Zu seinem elften Geburtstag haben Roman und sein Vater Julian eine CD von Chet Baker geschenkt, und Julian wusste: "So möchte ich auch klingen." Roman ließ sich von der Begeisterung anstecken, über 70 Platten ihres Idols haben die Beiden seitdem gesammelt.
"Es war irgendwie schön, es hat sich anders angehört", beschreibt Julian Bakers Spiel. Der "weiche Sound" habe ihn beeindruckt, "das Lyrische". Die Brüder betonen, dass ihnen die Melodien wichtig sind, und ihre Platte bestätigt: Beide haben ein für ihr Alter erstaunliches Gespür für Klangräume und dazu - altersuntypisch ebenfalls - ein ausgeprägtes Faible für Balladen. Hier zeigt sich Bakers Einfluss.
Aber Julian ist längst kein bloßer Epigone mehr und hat den Anfang seiner Karriere schon hinter sich: Er war bisher der jüngste Gewinner des Wettbewerbs "Jugend jazzt", Sieger des "Yamaha Trumpet Contest", jüngster Jungstudent im Fach Jazztrompete an der Musikhochschule Köln.
Ein Stipendium führte ihn ans berühmte Berklee College of Music. Ein vorläufiger Höhepunkt: Julian gehörte zu den jungen Solisten, die im letzten Oktober mit der WDR Big Band auftreten dürften. Roman schrieb dafür die Arrangements.
Auf andere Hobbys angesprochen, sagt Roman: "Wir beschäftigen uns schon viel mit Musik", und der 20-jährige Julian meint: "Früher einmal habe ich auch geangelt." Es scheint, der weiteren Karriere der Brüder steht nicht viel entgegen.
Das Julian & Roman Wasserfuhr- Quartett spielt Sonntag, 11. Mai, 12 Uhr im Landtag NRW