Woyzeck: Musik aus dem Vogelkäfig

Der Jazzer Achim Fink leitet die Proben des Musicals „Woyzeck“ am Schauspielhaus.

Düsseldorf. An skurrilen Musikinstrumenten ist auf der Probebühne 1 im Central derzeit kein Mangel. Eines trägt den Namen „Waterphone“ und sieht aus wie ein Vogelkäfig, dem man das Dach abgenommen hat und dessen verschieden lange Gitterstäbe man mit einem Geigenbogen zum Klingen bringt. Das „Toypiano“ wiederum hört sich so an, wie es heißt: wie ein Spielzeugklavier. Achim Fink, der am Düsseldorfer Schauspielhaus als musikalischer Leiter das Musicals „Woyzeck“ einstudiert, macht die Demonstration eine Menge Spaß.

Mit dem Namen „Woyzeck“ verbindet sich eigentlich Büchners Dramenfragment um die gequälte Titelfigur. Im Jahr 2000 machten der Regisseur Robert Wilson, der Musiker Tom Waits und die Texterin Kathleen Brennan daraus ein Musical mit vielen schrägen Songs, die an den legendären „Black Rider“ des Trios erinnern. Bei der musikalischen Einstudierung hat sich Achim Fink nicht nur auf die Noten verlassen, sondern auch die Waits-CD „Blood Money“ und die Kopenhagener Stückfassung miteinbezogen.

Denn der Amerikaner ist ein musikalischer Jongleur ersten Ranges, der ständig weiter experimentiert und verändert. Und genau da ist auch Achim Fink in seinem Element. Der 56-Jährige hat zwar klassische Posaune bei Vinko Globokar an der Musikhochschule Köln studiert, doch seit fast dreißig Jahren ist er in der rheinischen Jazzszene mit eigenen Bands unterwegs. „Man muss sich bei Tom Waits sehr stark auf sein improvisatorisches Vermögen verlassen“, sagt er.

Die Songs basierten zwar auf Traditionellem von Folk bis Klezmer und erhalten durch harmonische und melodische Verrückungen oder durch die Instrumentierung ihren schrägen Sound. Vieles sei aber gar nicht notiert. Wenn dann ein instrumentales Knurren verlangt ist, heißt es unter Achim Fink und seinen fünf Mitstreitern nur „Mach einen ordentlichen Growl“ — improvisationsgeschulte Musiker wissen dann, was gemeint ist. Wer Waits-Musik spielt, muss ein Multi-Instrumentalist sein. Auf die sechsköpfige „Woyzeck“-Band verteilen sich 15 verschiedene Instrumente. Für Achim Fink kein Problem, beherrscht er doch von Hause aus neben Posaune auch Tenorhorn, Tuba oder Kontrabass.

Im Zentrum des typischen Waits-Sounds stehen jedoch Akkordeon, Banjo, Bassklarinette und Marimbaphon, sie erzeugen den unverkennbaren Klang aus Tingeltangel und Gossenbohème — und sie nehmen Büchners „Woyzeck“, so Achim Frank, das tonnenschwere Pathos und ermöglichen trotzdem das Mitempfinden mit dem Titelhelden.