Libeskindbauten: Alle Händler sind da
Mit Windsor eröffnet das letzte Geschäft nach dem Brand. Polizei will die Ermittlungen einstellen. An den Fassaden gibt es derweil immer mehr Kritik.
Düsseldorf. Die Libeskindbauten gehen fast sieben Monate nach dem verheerenden Brand ihrer Fertigstellung entgegen: Das Feuer hatte mehrere Ladenlokale verwüstet, mit Windsor geht nun auch der letzte Händler an den Start.
Wer damals gezündelt hat, wird wohl nicht mehr herausgefunden werden: Die Polizei steht kurz davor, ihre Ermittlungen zum Brand Ende September 2013 einzustellen. Man sei unzähligen Hinweisen nachgegangen, habe diverse Kameraaufzeichnungen ausgewertet, um die Brandstifter zu identifizieren, es gebe aber weiterhin keine konkrete Spur, sagt Polizeisprecher André Hartwich auf Anfrage der WZ.
Anhaltspunkte für ein wie auch immer geartetes politisches Motiv hätten sich nicht ergeben. Hartwich: „Vermutlich haben einfach irgendwelche Randalierer das Feuer gelegt.“
Der Brand hatte auch dafür gesorgt, dass die geplante große Eröffnungsfeier ausfiel, weil viele Händler den Start verschieben mussten. Das Fest, zu dem man auch Architekt Daniel Libeskind erwartet hatte, wird nun wohl auch nicht mehr nachgeholt. Der neue Eigentümer — die Projektgesellschaft „Die Developer“ hat die Bauten inzwischen für rund 400 Millionen Euro an die „Art-Invest Real Estate GmbH“ verkauft — wollen sich erstmal auf die Fertigstellung des Gebäudes konzentrieren, teilte die PR-Firma „Textschwestern“ mit.
In der Tat bleibt noch einiges zu tun: Die Büroflächen werden erst nach und nach bezogen — das kann sogar noch bis ins nächste Jahr dauern. Und dann sind da noch die Fassadeneinschnitte („Cuts“): Die im Gebäudeteil zur Kö sind noch nicht bepflanzt, auch eine Folge des Brandes. „Im Mai soll es losgehen“, sagt Alexandra Iwan von den Textschwestern.
Derweil mehrt sich unter Experten die Kritik an den Fassaden — nicht nur, weil das Grün noch nicht so üppig wuchert wie in den Simulationen. Auch die verwendeten Materialien und die Gestaltung stehen in der Kritik. Bernhard Bramlage etwa stimmte einst für den Abriss des Tausendfüßlers, obwohl er im Beirat für Denkmalschutz sitzt. Der Abriss habe der Stadt gut getan.
Dennoch meint er: „Die Fassade ist relativ banal. Der Bau ist auch städtebaulich marktschreierisch. Es war eine unternehmerische Leistung, die ein junges Team so toll gestemmt hat. Aber das Gebäude selbst ist keine herausragende Architektur. Die Fassade geht auf einen großen Namen zurück, aber das Innenleben ist nur Geschäftswelt.“
Architekt Walter Brune meint: „Die Fassade des Libeskindbaus ist modernistisch, nicht dauerhaft zeitlos.“ Architekt Thomas Beucker sieht es ähnlich: „Ich finde, zu einer guten Architektur gehört etwas mehr Gelassenheit. Die Fassade ist mir zu aufgeregt und auf Effekt ausgelegt.“ Helge Achenbach hält das Modell für besser als die Ausführung in der Realität. Die Fassade sei „nicht elegant genug“. Der Kunstsammler sagt: „Zwar ist der Bau besser als viele Häuser in Düsseldorf, aber er kommt nicht an das Thyssen-Hochhaus und an die Gehry-Bauten heran.“
Bruno Braun vom Bund Deutscher Architekten findet die Fassade „ganz schrecklich und dilettantisch. Wenn ein Student im ersten Semester so etwas geleistet hätte, bekäme er eine schlechte Note.“ Die weißen Restflächen würden wie Papierfetzen wirken. Die Gestaltung sei „sehr brutal“. Und: „Die Architekten können mit ihren Computeranimationen ganz schön verführen.“