Fotografie Liebevoller Blick auf die Punks der Kapuzinergasse

Als Tourist kam Kaan Düzer in die Altstadt und stieß auf eine fotogene Subkultur. Nun zeigt er die Fotos im Rathaus.

Düsseldorf. Stadtväter geben sich in der Regel große Mühe, um Düsseldorf in den Augen von Touristen attraktiv zu machen, mit gelben Fahrradgestellen etwa in Blumenkübeln. 2015 kam Kaan Düzer, der seit Mitte der 1990er Jahre in Solingen lebt, auf Motivsuche in die Altstadt. Er hatte eine alte Mittelformatkamera bei sich und schlenderte durch die Pinten-Gegend. Da fielen ihm die Punks in der Kapuzinergasse auf. Sie hocken dort auf dem Boden, Limo, Milch oder Alkoholisches neben sich. Mit ihren Nieten-Jacken, schwarzen Stiefeln und bunt gefärbten Haaren sehen sie recht abenteuerlich aus. Passanten machen oft einen großen Bogen um sie. Nicht so Kaan Düzer. Er griff zum Fotoapparat und lichtete die Typen ab. Die Ergebnisse sind im Rathaus zu sehen.

Kaan Düzer, Fotograf

Düzer stammt aus Istanbul, wurde an der dortigen Kunstakademie jedoch abgelehnt und ließ sich zum Fernseh- und Informationstechniker ausbilden. Diesen Job übt er als Broterwerb aus. Seine geheime Liebe aber blieb die Fotografie. Dafür zog er in seiner Freizeit los und behauptet jetzt: „Meine alte Kamera ist mein Glück. Sie hat mir die Tür geöffnet. Denn diesen Apparat (immerhin eine Leica-Mittelformat-Kamera) betrachten die hiesigen Punks eher mitleidig.“ Während ihn die Jungs und Mädels auf den Straßen in anderen Städten wegjagen, benehmen sie sich in Düsseldorf wie seine Kumpels. So durfte er die Linse auf sie richten.

Foto: Kaan Düzer

Die Fotos hängen in verschiedenen Formaten im hinteren Raum des Rathauses, auf Dibond wie echte Profi-Aufnahmen abgezogen. Sie wirken wie eine Hommage an diese Parallelgesellschaft. Und die jugendlichen Protestler sind richtig stolz auf ihre Stachelköpfe, ihre roten oder wasserstoff-bleichen Frisuren. Ein Irokesenschnitt, in dessen Haar auch noch die Freundin herumzupft, ist einfach cool. Und wenn dann noch die Hälfte der Mähne abrasiert ist, so dass der Schädel effektvoll hervortritt, umso besser.

Während die bürgerliche Welt an ihnen vorbeistolziert, drücken sie in ihren auffälligen Klamotten schon mal die Zigarette am schwarzen Stiefel aus. Wer genau hinschaut, entdeckt eine Cola-Lasche als Ohrschmuck. Mit ihren auffälligen Frisuren und ihrem nonkonformistischen Benehmen üben sie Distanz zur bürgerlichen Gesellschaft.

30 bis 35 Personen treffen sich nach Auskunft von Kaan Düzer immer wieder in der „Kapu“, wie die Kapuzinergasse bei ihnen heißt. Darunter sind Studenten, einige Schüler und sogar ein „Biologiedoktor“, wie Düzer ihn nennt. Nur vier Menschen leben tatsächlich als Obdachlose auf der Straße.