Düsseldorf-Flingern Flingern at night wird bunt,offen und international
Der Stadtteil wurde vom Schmuddel- zum Trendviertel. Die nächste Shopping Nacht ist am 18. Mai.
Düsseldorf-Flingern. Philipp Hanenberg kann noch einiges erzählen aus der Zeit, als Flingern als „Schmuddel-Viertel“ galt, wie er selbst sagt. „Es gab Kämpfe auf der Straße. Bei den Mädels kam das gar nicht gut an, wenn man dort wohnte.“ Davon ist heute keine Rede mehr. Der Stadtteil hat sich gemacht, individuelle Läden, Ateliers und Cafés säumen die Straßen. Bei Flingern at Night, der Nacht der Geschäfte und anderen Lokalitäten, drängen sich die bummelnden und feiernden Menschen. Hanenberg ist stolz, als Organisator Teil davon zu sein.
Seine Mutter Ute Hanenberg-Kranz hatte mit seiner Unterstützung die Veranstaltung ins Leben gerufen. Dieses Jahr findet sie zum 11. Mal statt. In den Läden gibt es selbst gemachte Häppchen und Getränke, teils Live-Musik und Ausstellungen, Künstler führen durch ihre Werkstätten. Am Donnerstag, 18. Mai, ist es wieder so weit, tagsüber geht es los, abends bis Mitternacht ist am meisten geboten.
Über 70 Lokalitäten machen mit, besonders voll wird es auf der Ackerstraße mit den meisten Läden und Lokalen. Ursprünglich wollten die Hanenbergs das Image des Viertels verbessern, auf Geschäfte, Gastronomie und Ateliers aufmerksam machen, Kunden und Besucher aus den umliegenden Straßen, aber auch aus der ganzen Stadt anlocken. „Das hat geklappt“, sagt Philipp Hanenberg. „Es gibt bei den Läden nicht mehr so viele Wechsel, sie können sich mittlerweile halten, da genug Kunden kommen. Und Flingern hat mittlerweile einen guten Ruf.“
Schmuck-Designerin Christiane Wink von „Privat“ gehört zu den ersten Teilnehmern. „Vor mehreren Jahren habe ich eigentlich nur nach einer günstigen Werkstatt in dem Stadtteil gesucht. Heute habe ich einen erfolgreichen Laden — inmitten von anderen ungewöhnlichen Geschäften.“ Ihre Kunden kommen aus der ganzen Stadt, aber auch immer mehr Flingener schauen vorbei, sagt sie. „Flingern at Night hat neugierig gemacht. Die Leute wollten wissen, was sich in einem Stadtteil mit Künstlern so tut, hinter die Fassaden blicken, in die Werkstätten.“
Das Konzept ist aufgegangnen. Hanenberg möchte es daher so weiterführen. Möglichst viele Geschäftsleute sollen und dürfen sich beteiligen, eigene Ideen einbringen. Im Waschsalon in der Ackerstraße ist wieder Party angesagt. Ute Behringer-Boutabba freut sich. Sie arbeitet seit über 20 Jahren dort — und genießt den Trubel, die Künstler, die ihre Bilder zeigen, die Menschen. „Der Salon ist mein Wohnzimmer“, sagt sie und lacht. „Einmal war alles mit Comics beklebt. Das war toll.“
Nach und nach haben sich mehr Läden mit individuellem Stil angesiedelt. Vintage, beispielsweise alte, hergerichtete Möbel, Handgemachtes, womöglich noch serviert mit eine Tasse Kaffee vom Café nebenan, kommen an. „Große Laden-Ketten hat man überall“, sagt Hanenberg. Die Inhaber von Stadt.Land.Stil sind froh, vor ein paar Jahren hier ein günstiges Geschäft zur Miete entdeckt zu haben. Sie verkaufen Möbel, Blusen, Geschirr und Krimskrams. „Der Stadtteil hat einen guten Ruf“, sagt Kathrin Mikuska.
Auch Jan Weiss fühlt sich in dem Viertel wohl, wie er sagt. Er arbeitet in „Stuff, feine Männersache“ — einem noch recht neuen Laden mit Denim-Jeans, dunklen Ledersofas, überdimensionierten Fabrikleuchten, Taschen und Industrie-Möbeln aus einer Holz-Metall-Kombination. Seine Kunden bestellen teils bis aus USA und Australien bei ihm. Er zählt zu den schicken Läden. Hanenberg gefällt das. „Der Stadtteil hat sich verändert — Flingern ist im Herzen aber doch Flingern geblieben. Bunt, offen, international. Das wird sich auch bei Flingern at Night wieder zeigen.“