1987: Das bemerkenswerte „Triple“ des Iren Stephen Roche
Die WZ blickt in ihrer Serie auf vier ereignisreiche Tour-de-France-Jahre zurück: 1977, 1987, 1997 und 2007.
Sind aller guten Dinge bald vier? Dreimal begann die Tour de France bisher in Deutschland, doch mit der bevorstehenden Auflage will Düsseldorf die Starts in Köln (1965), in Frankfurt (1980) und Berlin (1987) noch übertreffen. Zumindest die Kosten von rund elf Millionen Euro stellen schon mal einen neuen Höhepunkt dar. Vor 30 Jahren war das Spektakel noch für rund 4,5 Millionen zu haben — und das in D-Mark. So deutsch wie 1987, als Berlin seine 750-Jahr-Feier beging, hatte sich die Tour bis dahin noch nie präsentiert. Nach dem Auftakt folgten die Etappen Karlsruhe — Stuttgart, Stuttgart — Pforzheim, erst dann rollte das Peloton von Pforzheim nach Straßburg auf französische Straßen.
Allerdings: Ein deutscher Hoffnungsträger war damals nicht unter den 207 Startern. Die großen Erwartungen, die Dietrich Thurau 1977 mit seinen 15 Tagen im gelben Trikot geweckt hatte, gehörten längst der Vergangenheit an. Aber den kurzen Prolog über 6,1 Kilometer auf dem Kurfürstendamm, den konnte der inzwischen 33-jährige Frankfurter vielleicht doch noch gewinnen. Auch daraus wurde nichts. Thurau kam als Sechster ins Ziel, das gelbe Trikot holte sich zunächst der Niederländer Jelle Nijdam.
Aber wer waren denn eigentlich die größten Sieg-Anwärter? Auf diese Frage gab’s 1987 keine überzeugende Antwort. Greg LeMond, der im Jahr zuvor gewonnen hatte, war zu Hause im US-Bundesstaat Colorado von seinem Schwager bei einer Treibjagd mit einem Truthahn verwechselt und angeschossen worden. Niere und Leber wurden dabei so schwer getroffen, dass LeMond passen musste. Dessen Teamkollege Bernard Hinault, zuvor fünfmal Triumphator bei der Tour, hatte wegen wachsender Knieprobleme mit 32 Jahren die Karriere beendet. Und Laurent Fignon, der nächste logische Kandidat, hatte zu Beginn der Saison große Schwächen offenbart. Das Rennen schien offen wie nie.
Und es wurde so spannend wie schon lange nicht mehr. Denn zwei Männner lieferten sich einen Zweikampf bis an ihre körperlichen Grenzen und teilweise sogar darüber hinaus. Stephen Roche, wenige Wochen zuvor bereits Sieger des Giro d’Italia geworden, musste im Ziel einer Alpen-Etappe in La Plagne mit einer Sauerstoffmaske beatmet werden. So sehr hatte er sich im Kampf gegen den Spanier Pedro Delgado verausgabt. Bis zum Schluss blieb es ein Kampf um Sekunden. Delgado war der Stärkere in den Bergen, Roche war dafür in jedem Zeitfahren schneller. Am Ende gewann der Ire mit 40 Sekunden Vorsprung.
Nach Giro d’Italia und Tour de France holte sich Stephen Roche auch noch den Sieg bei der Straßenrad-WM im österreichischen Villach. Ein „Triple“, das zuvor lediglich Eddy Merckx (1974) geschafft hatte — und seitdem keiner mehr.