Analyse: Spitzensport in Düsseldorf - Nur Fortuna lockt die Massen
Der Fußball überdeckt in Düsseldorf alles andere. Selbst die großen Erfolge der Borussia werden kaum richtig wertgeschätzt.
Düsseldorf. Düsseldorf will unbedingt eine Sportstadt sein. Reichen die Bemühungen und Erfolge der Vereine, der Stadt und der SportAgentur, um diesem Namen gerecht zu werden? Die Saison ist fast zu Ende, nur die Meisterschaftsfeier (und das nationale Finale) der Tischtennis-Helden der Borussia steht noch aus.
Es gab in den vergangenen zwölf Monaten viele positive Erscheinungen wie den Fußball-Boom rund um die Fortuna, aber auch einige Enttäuschungen, was vor allem die Giants (siehe nebenstehenden Artikel) und die HSG Düsseldorf (Abstieg) betrifft. Wir bewerten die Düsseldorfer Sportsaison.
Mit dem Triumph in der Tischtennis Champions League hat Borussia das größte internationale Ausrufezeichen gesetzt. Mit Geschick, Kreativität und dem Glück, einen Timo Boll in der wohl besten Phase seiner Karriere in den Reihen zu haben, gelang die Titelverteidigung in der Königsklasse.
Aus Sicht der Borussia ist es fast schade, dass es so viel Konkurrenz in der Stadt gibt, und kaum mehr als 4000 Zuschauer den Erfolgsweg begleiten.
Obwohl die Fortuna "nur" zweitklassig ist, hat der Klub die Massen spätestens seit dem Aufstieg vor einem Jahr magnetisch angezogen. "Wir wissen, wo wir vor fünf Jahren waren und werden deshalb unseren Erfolg nicht leichtfertig aufs Spiel setzen", erklärt Peter Frymuth, Vorstandssprecher der Fortuna.
Zu den Aufsteigern der Saison zählen die Damen des Düsseldorfer Hockey Clubs, die in der Bundesliga unter die besten vier deutschen Teams vorgerückt sind. Die Frauen des TCBenrath als Deutscher Tennismeister und die A-Jugend der HSG, die das Finalturnier der deutschen Meisterschaften erreicht haben, und auch die Bezirksliga-Fußballer von Eller04, die endlich in der Landesliga angekommen sind, müssen gewürdigt werden.
So richtig Geld verdienen lässt sich in Düsseldorf nur noch mit Fußball und Boxen. Wobei das Klitschko-Management den Löwenanteil der Erlöse des WM-Kampfes von Wladimir Klitschko in der Arena kassiert hat. Dagegen hat der Zuschauerboom der Fortuna erfreulich viel unerwartete Einnahmen in die Klubkasse gespült.
"Es ist derzeit kolossal schwierig für andere Sportarten. Dieser Fußball-Hype kommt uns sehr zu Gute", sagt Fortunas Vorstand Peter Frymuth. Neidisch sind die anderen großen Klubs nicht auf den Erfolg der Fortuna.
Aber selbst die DEG macht sich inzwischen Sorgen, ob sie noch lange den Namen Metro Stars tragen kann, weil sich viele Unternehmen aus dem Sport zurückziehen oder die Summen schrumpfen. So könnte dies auch mit dem World Team Cup eine Veranstaltung treffen, die zur Wertsteigerung der Sportstadt in 33 Jahren beigetragen hat.
"Die Fortuna nimmt uns zwar nichts weg, aber es ist nicht leicht, Unterstützung von Sponsoren zu gewinnen", erklärt HSG-Manager Frank Flatten, der auch darum kämpft, mehr Zuschauer für den Handballsport zu gewinnen.
Um langfristig in der Bundesliga zu überleben und eine gute Rolle zu spielen, muss eine breitere Basis her. Nur eine schnelle Rückkehr in die Beletage des Handballs würde langfristig die Existenz des Klubs sichern.
Einen Schritt über den Abgrund hinaus sind die Giants, deren Versuch, in der Sportstadt Fuß zu fassen, gründlich daneben gegangen ist. Sollte es doch noch zu einer Rettung kommen, muss die Stadt ganz genau prüfen, auf welche Art die großen Vereine weiterhin unterstützt werden können. Denn vor allem die kleinen Breitensportvereine können nicht nachvollziehen, dass Vereine, die vermeintlichen "großen Sport" anbieten, finanziell unterstützt werden.
Es gibt nur noch wenige, die die Farben der Sportstadt in Einzeldisziplinen erfolgreich vertreten. Timo Boll ist ein solcher Überflieger, der aber besonders mit der Nationalmannschaft und der Borussia punktet. Oliver Korn ist ebenfalls Mannschaftssportler.
Aber der Hockey-Star und Vizeweltmeister (mit dem deutschen Team) hat seinen Abschied nach Hamburg erklärt. Und Richard Adjei taugt als Anschieber und Olympia-Zweiter im Bobfahren nur bedingt als sportliches Vorbild in der Sportstadt.
Das frühe Ausscheiden im Meisterschaftskampf hat den Fans der DEG sehr weh getan. Die "eigentlich am besten besetzte Mannschaft der vergangenen Jahre", wie es Manager Lance Nethery ausdrückte, ist am eigenen Anspruch gescheitert. Jetzt geht es darum, die Zuschauer zurückzugewinnen. Nicht mit Erfolg um jeden Preis, sondern mit dem Aufbau einer jungen und hungrigen Mannschaft um Identifikationsfiguren herum.
Mit den Panther-Footballern oder den Hockey-Vereinen DHC und DSD gibt es auch Beispiele, die sich nicht von negativen wirtschaftlichen Vorzeichen oder von Desinteresse bei möglichen Sponsoren oder Zuschauern abhalten lassen. Konsequent wird ein Weg verfolgt, der zu den Gegebenheiten der Vereine passt, um nicht gleich wieder nach unten durchgereicht zu werden. Nachahmer dieser Vereinspolitik gibt es leider in Düsseldorf noch zu wenig.