Tischtennis Boll führt die Borussia zum 28. Meistertitel

Im Finale setzt sich der Titelverteidiger mit 3:1 gegen den 1. FC Saarbrücken durch und feiert in Frankfurt das Double.

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Düsseldorf. Timo Boll hatte den Matchball erst Sekundenbruchteile zuvor verwandelt, da sprang Kamal Achanta bereits über die Bande und umarmte den Rekord-Europameister als erster Gratulant. Die beiden Matchwinner bei Borussias 3:1 im Play-off-Finale der Tischtennis-Bundesliga gegen den 1. FC Saarbrücken in Frankfurt blieben aber nicht lange allein neben der Platte stehen. Ihre Mitspieler, Trainer Danny Heister und Manager Andreas Preuß bejubelten den Triumph gemeinsam mit den beiden hüpfend im Kreis. In allen Gesichtern war abzulesen, wie viel Anspannung nach einer Saison abfiel, die vor einigen Wochen beinahe ohne eine Play-off-Teilnahme geendet wäre.

Am Ende eines nicht immer hochdramatischen aber sich stets auf hohem Niveau bewegenden 50. Finals in der Geschichte der Tischtennis-Bundesliga stand jedoch der 28. Titel für die Borussia, der einer schwierigen Saison mit dem Double aus Meisterschaft und Pokalsieg doch noch einen würdigen Abschluss verlieh. „Wir waren schon begraben und sind noch einmal aufgestanden. Irgendwie fühlt sich der Titel jetzt noch ein bisschen unrealistisch an. Das kommt aber sicher dann in den kommenden Tagen richtig bei mir an“, sagte Heister nach dem Titel-Hattrick und der achten Meisterschaft in den vergangenen neun Jahren.

Viel war im Vorfeld über die möglichen Aufstellungen spekuliert worden. Heister schickte dann aber doch seine Nummer eins ins Auftakteinzel. Nach den ersten beiden Sätzen sah es nach einer klaren Angelegenheit für Boll aus. Der Weltranglisten-Zehnte führte gegen Bojan Tokic mit 2:0-Sätzen und 5:2 im dritten Durchgang. Dann aber fand der 34 Jahre alte Slowene ins Spiel. Beim Stand von 11:10 vergab der Düsseldorfer einen Matchball und musste doch noch in den vierten Satz gehen, in dem Tokic ein ebenbürtiger Gegner war. Doch Boll behielt die Ruhe und machte den ersten Punkt für den Rekordmeister perfekt.

In seinem letzten Finale für die Borussia stieg Panagiotis Gionis im zweiten Einzel des Nachmittags in die Box in der mit 2800 Zuschauern gut gefüllten Fraport Arena. Gegen Saarbrückens Spitzenspieler Tiago Apolonia fehlte dem Griechen, der zu Bogoria Grodzisk nach Polen wechselt, am Ende der Sätze eins und zwei jeweils die Abgeklärtheit, die ihn normalerweise auszeichnet. Zwei Satzbälle im ersten und ein weiteres Paar im darauffolgenden Satz genügten dem Routinier nicht — Apolonia drehte beide Durchgänge zu seinen Gunsten und entschied die Begegnung glatt für sich.

Unter den Augen von Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf, der am Sonntag seinen 47. Geburtstag feierte, brachte Achanta die Düsseldorfer dank eines Viersatz-Erfolges über den Franzosen Adrien Mattenet wieder in Führung. Der Inder, der in der kommenden Saison als Teil des Neuaufbaus am Staufenplatz auch weiterhin das Borussia-Trikot tragen wird, störte den Rhythmus seines Gegenüber mit ständigen Tempowechseln und stellte ein weiteres Mal unter Beweis, dass man sich in wichtigen Spielen auf ihn verlassen kann.

Den Rest erledigte Boll, der Apolonia nach Problemen zu Beginn am Ende in vier Sätzen besiegte und im ersten Interview beinahe wehmütig klang, da mit Gionis und dem am Sonntag nicht eingesetzten Patrick Franziska zwei Profis des Erfolgsteams nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Sommer neue Wege gehen werden. „Es war toll, Teil dieses Teams zu sein“, sagte Boll, der auch kommende Saison die Nummer eins in Düsseldorf sein wird. „Saarbrücken war und ist ein gefährlicher Gegner. Aber wir haben durch die Bank gute Leistungen gezeigt heute und sind nach einer schwierigen Saison sehr zufrieden mit diesem Ausgang.“