Tischtennis „Ein Weiter-so kann es nicht geben“

Borussias Manager kritisiert den europäischen Tischtennisverband für schwache Entscheidungsfindungen.  

Borussias Manager Andreas Preuß ist der Meinung, dass man die russischen Teams hätte früher ausschließen müssen.

Foto: RP/Kirchner/Marco Steinbrenner

Erst spät schloss die European Tabletennis Union (ETTU) die russischen Vereine aus der laufenden Champions League-Saison aus. Am Nachmittag des Halbfinal-Rückspiels zwischen der Borussia und dem 1. FC Saarbrücken TT erfuhren die Klubs, dass es kein Finale in der europäischen Königsklasse geben wird. Die Borussia erfuhr aus mehren ETTU-Quellen, dass der Sieger des Halbfinals auch Champions League-Sieger ist. Eine schriftliche Bestätigung von ETTU-Generalsekrtär Pierre Kass wurde jedoch einen Tag später von ETTU-Vizepräsident Pedro Miguel Moura (Portugal) in Frage gestellt. „Er sagte, darüber müsse noch im ETTU-Vorstand beraten werden“, so Preuß. Seine Versuche, mit ETTU-Generalsekretär Pierre Kass darüber zu sprechen und eine Klärung der Situation herbeizuführen, scheiterten bisher.

 

Herr Preuß, wie beurteilen sie die Entscheidungsfindung der ETTU?

Andreas Preuß: Die Entscheidungsfindung ist schwach. Für uns ist der Schwebezustand frustrierend. Man muss klar Kante zeigen.

Sind sie mit dem Ausschluss der russischen Teams einverstanden?

Preuß: Der Ausschluss der russischen Teams hätte viel früher passieren müssen. Wir haben sehr früh Flagge gezeigt und auch Saarbrücken hat sich klar bekannt, dass man nicht in einem Champions League-Finale gegen eine russische Mannschaft spielen kann. Bei der ETTU hat es ziemlich lange gedauert und so richtig klar ist die Position bis heute nicht. Meines Wissens lassen der russische ETTU-Präsident Igor Levitin und das belarussische Vorstandsmitglied Vladimir Samsonov ihr Posten derzeit ruhen. Das ist für mich zu wenig. Für mich ist es aber ausgeschlossen, dass sie wieder in das Amt zurückkehren. Ich kann mir mittelfristig keine Zusammenarbeit vorstellen. Ein Weiter-so kann es nicht geben. Sollte das passieren, wird Borussia an keinem Klubwettbewerb der ETTU teilnehmen.

Gibt es die Möglichkeit ein Misstrauensvotum gegen den ETTU-Präsidenten zu erwirken?

Preuß: Ich bin da nicht so satzungsfest, aber es gibt bestimmt Regularien, durch die man sein Misstrauen gegen eine Person der ETTU-Führung aussprechen kann, um ihn oder sie des Amtes zu entheben.

Welche Rolle hat die Borussia, hat Deutschland gespielt?

Preuß: Im Verein haben wir eine klare Position gefunden. Die haben ich im Board der Champions League vertreten. Der Deutsche Tischtennis-Bund hat sich öffentlich durch Präsidentin Claudia Herweg für Sanktionen ausgesprochen. Mit Heike Ahlert ist eine Deutsche im ETTU-Vorstand. Meines Wissens nach hat sie auf eine schnellere Festlegung des europäischen Tischtennis gedrängt, aber sie hat am Ende nur eine Stimme.

Wie kann es mit der ETTU weitergehen?

Preuß: Die ETTU muss sich jetzt sammeln und neu aufstellen, im Einklang mit der weltpolitischen Situation. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im nächsten Jahr ein russischer Verein an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen wird.

Gab es bereits Kontakte zu den anderen Champions League-Vereinen?

Preuß: Teils-teils. Mit Saarbrücken war alles abgesprochen und auch mit den Franzosen aus Hennebont habe ich geschrieben. Deren Haltung ist klar an unserer Seite. Aber es gibt zu viele Champions League-Klubs, um mit jedem einzelnen die Position abzugleichen. Mit den russischen Vereinen hatte ich noch keinen Kontakt, werde den aber bald aufnehmen. Ich möchte unseren Standpunkt klar machen: Russland führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, aber unsere Reaktion darauf ist nicht gegen die Menschen, sondern gegen das System gerichtet.

Haben sie schon persönlich mit den Ex-Borussen Samsonov und Dimitrij Ovtcharov, der ja für Orenburg spielt, gesprochen?

Preuß: Nein, aber ich weiß, dass sich Dima selbst ein „Schweigegelübde“ auferlegt hat und Vladi in der „Zwickmühle“ steckt.