Hockey DHC-Vorsitzender: „Die Jugend ist unser Kapital“
Klaus Grossmann, Vorsitzender des Düsseldorfer HC, über die aufregende Saison, fehlendes Geld und die Entwicklung des Vereins.
Düsseldorf. Der Düsseldorfer Hockeyclub (DHC) hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Die Herren des DHC sind aus der Bundesliga abgestiegen, die Damen wurden zunächst in der Halle Deutscher Meister und kamen draußen als Aufsteiger bis ins Halbfinale. Zudem boomt die Jugendabteilung des Vereins vom Seestern wie nie zuvor. Klaus Grossmann, seit 2006 Vorsitzender des Hockeyclubs, stand der WZ Rede und Antwort.
WZ: Herr Grossmann, was überwiegt bei Ihrem Saisonfazit? Die Freude über die Damen oder die Trauer über die Herren?
Klaus Grossmann: Es überwiegt eindeutig die Freude über die Damen. Als Aufsteiger in der Halle zu gewinnen und auf dem Feld erst unglücklich im Halbfinale zu verlieren, ist eine fantastische Leistung. Das ist vor allem Trainer Nico Sussenburger zu verdanken.
Trotzdem können Sie mit dem Abschneiden der Herren nicht zufrieden sein.
Grossmann: Uns war vorher klar, dass es sehr eng wird, die Leistungsdichte bei den Herren ist um einiges höher. Da treten Vereine mit der halben Nationalmannschaft an. Außerdem gab es auch einige sehr unglückliche Niederlagen. Keiner ist deswegen wirklich enttäuscht. Wir haben eine starke Jugend, die in den vergangenen Jahren viele Meisterschaften gewonnen hat. Wir werden weiter auf die eigene Jugend setzen und mit ihr den Wiederaufstieg anpeilen.
Wie kommt der Erfolg im Nachwuchsbereich zustande? Auch bei den erfolgreichen Damen sind zahlreiche Eigengewächse.
Grossmann: Die Jugend ist unser Kapital. Während andere Vereine sich darauf verlassen, regelmäßig die Talente von anderen Vereinen wegzulocken, wird unsere Jugend immer stärker. Wir profitieren natürlich von unserer neuen Anlage und davon, dass es in Oberkassel, Niederkassel und Büderich schick ist, seine Kinder in den DHC zu schicken.
Wie viele sind es aktuell?
Grossmann: Um die 600. Wir haben so viele Anfragen, dass wir gar nicht mehr alle Kinder aufnehmen können, weil wir nicht genügend Trainer haben. Mittlerweile haben wir Wartelisten.
Oder wollen Sie nicht alle aufnehmen, weil unter all den Anfragen unmöglich alles Talente sein können, die die Erwachsenen-Teams nach vorne bringen?
Grossmann: Wir haben ein Bekenntnis zum Leistungs- und zum Breitensport. Wir versuchen beides, deswegen haben wir in manchen Altersklassen bis zu vier Mannschaften. Wir sieben nicht offensiv aus, aber faktisch passiert es irgendwann, wenn die Kinder älter werden.
Auf Ihrer Vereins-Homepage werben Sie dieser Tage offensiv um Sponsoren und Gönner. Wenn man sich Ihre schmucke neue Anlage und die Herkunft der meisten Mitglieder ansieht, wirkt das etwas kurios.
Grossmann: Wir sind wie jeder Verein bettelarm und drehen jeden Schein drei Mal um. Die Anlage war quasi ein Geschenk der Stadt für unsere gute Jugendarbeit, und glücklicherweise unterstützt uns die Stadt Düsseldorf auch sonst weiterhin sehr großzügig. Aber wir haben nicht viel Geld und große Schwierigkeiten, den Spagat zwischen Breiten- und Leistungssport zu schaffen. Es ist nicht leicht, Sponsoren zu finden. Obwohl wir erfolgreich sind und Hockey eine Olympische Kernsportart ist, haben wir wenig Medienpräsenz.
Aber Sie haben doch das Großkapital im Verein.
Grossmann: Wir haben sogar Vorstände von Dax-Unternehmen im Club. Aber selbst die können da wenig machen. Sobald sie sponsern wollten, würde die Compliance-Abteilung des Unternehmens Fragen nach der angemessenen Medienpräsenz stellen und ihr Veto einlegen. Unsere Sponsoren sind vor allem Familienunternehmen und Dienstleister, deren Engagement viel mit einer persönlichen Begeisterung der Inhaber für den Hockeysport und den DHC zu tun hat - also Mäzenatentum.
Aber den Spaß haben Sie trotzdem nicht verloren?
Grossmann: Nein, überhaupt nicht. Als ich den Job hier begonnen hatte, hatte ich zwei große Ziele: die neue Clubanlage und die Professionalisierung der Strukturen. Die Anlage steht mittlerweile, und der Rest fängt auch an zu laufen. Es ist nicht leicht, solche Bedingungen zu schaffen. Aber wir sind auf einem guten Weg. Wir haben neue Sponsoren, von den Kindern bis zu den Erwachsenen abgestimmte Trainingspläne und auch in der Mitgliederbetreuung hat sich einiges getan. Beispielsweise durch den Newsletter, mit dem wir die DHC-Familie regelmäßig über alle Neuigkeiten informieren.