Fußball/Niederrhein-Liga: Turu stürmt, West hält dicht
Turus 5:0 über Duisburg ist eine Genugtuung für Michael Habermann. Beim 0:0 gegen Goch lässt West nichts anbrennen.
Düsseldorf. Bei Michael Habermann muss der deutliche Sieg wie ein Aufputschmittel gewirkt haben. Vielleicht hat das 5:0 (1:0) gegen Tura 1888 Duisburg den Trainer von Turu Düsseldorf auch leichtsinnig gemacht wie einen Bergsteiger, der nach zehn Schnaps noch einen Gipfel stürmen will.
So schickte Habermann gestern in die tief stehende Sonne über der Anlage des Fußball-Niederrheinligisten eine klare Adresse an "die Herren, die hier im Verein die Geschicke leiten". Gemeint waren Turu-Boss Heinz Schneider und Gerd Westhoff. Offenbar war wenige Tage nach der Amtsübernahme für den entlassenen Harald Becker intern bereits Kritik an seinem Trainingsstil laut geworden. "Man kann doch nicht von mir erwarten, dass ich diese marode Mannschaft nach zwei Tagen schon auf das höchste Niveau hebe", so Habermann.
Die 90 Minuten zuvor dürften für ihn eine Genugtuung gewesen sein. Nach einem Sieg und einer Niederlage in der Meisterschaftsrunde unter Habermann sowie dem Ausscheiden im Niederrheinpokal überzeugten die Oberbilker mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung.
Bereits nach fünf Minuten leitete Samet Akarsu mit einem 18-Meter-Schuss den Reigen der gefährlichen Möglichkeiten ein. Die beste davon entschärfte Duisburgs Torwart Umut Sagsinlar, der mit einer unglaublichen Reaktion den Flachschuss von Eric Seiter von der Linie kratzte (31.).
Doch gegen Anderson Faluyi war der Schlussmann - wie so oft allein gelassen von seinen Vorderleuten - ohne Abwehrchance. Ivo Matic hatte den Turu-Stürmer bedient, der eiskalt einschob (40.). Zwar hatten die Gäste vor rund 250 Zuschauern nach der Pause ein paar starke Szenen und trafen durch Thorsten Burgsmüller, dem Farid Loukil tölpelhaft den Ball überließ, die Querlatte (60.). Doch spätestens nach dem verwandelten Foulelfmeter durch Engin Kizilaslan, der von Sagsinlar von den Beinen geholt worden war (68.), lief es richtig rund.
Faluyi erhöhte mit seinem zweiten Treffer (74.), der stark spielende Akarsu schob einen Querpass von Kizilaslan ein (78.), und Seiter traf auf Pass von Akarsu zum Endstand (87.). Duisburgs Trainer Manfred Terbeck war ob der Spielfreude und guten Chancenverwertung der Turu entsprechend bedient: "Heute ging bei uns einfach nichts - und dann stürmen wir bei 0:3 noch nach vorne und lassen uns vorführen." Habermann freute sich dagegen, dass seine Mannschaft die von ihm im Training eingeübte "Spielkultur" zeigte.
Der SC West ist in der Fußball-Verbandsliga nunmehr seit vier Spielen ungeschlagen. Zwar kam die Mannschaft von Michael Kezmann bei schönstem Herbstwetter auf eigenem Platz gegen Viktoria Goch nicht über ein 0:0 hinaus. Doch mit der Punkteteilung konnte Wests Trainer sehr gut leben.
Vor rund 150 Zuschauern auf dem Sportplatz an der Schorlemerstraße war beiden Teams der gegenseitige Respekt voreinander jederzeit deutlich anzumerken. Gegen die jeweils gut sortierten und aufmerksamen Abwehrreihen hatten die Angreifer auf beiden Seiten einen schweren Stand. Sehenswerte Kombinationen gab es nur selten zu sehen, da es beide Mannschaften gut verstanden, den gegnerischen Spielfluss zu unterbinden.
Dabei hatten die Platzherren im zweiten Abschnitt noch die etwas besseren Chancen. Zunächst wurde Rene Kägebein von Florian Körs in Szene gesetzt. Doch sein Schuss auf das kurze Eck wurde zur sicheren Beute des Gocher Schlussmannes. Kurze Zeit später scheiterte der eingewechselte Benjamin Schäfer mit einem fulminanten Distanzschuss am rechten Innenpfosten. Die Gäste schossen in den letzten Minuten auch noch zweimal auf das von Dominique Clemens gehütete Tor. Doch insgesamt gingen beide Teams in der Offensive gestern Nachmittag ein zu geringes Risiko ein, als dass sie den Sieg verdient gehabt hätten.