Fußball/Niederrheinliga: SC West-Spieler lassen Trainer im Stich
Der SC West unterliegt ohne große Gegenwehr dem 1. FC Viersen mit 1:4.
Düsseldorf. Harald Becker schaute drein, als hätte er soeben Haus und Hof verloren. Dabei waren es „nur“ drei Punkte, die der von ihm trainierte Fußball-Niederrheinligist SC West im Heimspiel gegen den 1. FC Viersen liegen gelassen hatte. Doch das reichte, um den Fußball-Lehrer völlig aus der Fassung zu bringen.
„So spielt ein Absteiger“, lautete Beckers vernichtendes Fazit nach erbärmlichen 90 Minuten, in denen die Oberkasseler nie den Anschein erweckten, tatsächlich noch an den Klassenerhalt zu glauben. Denn schon vor dem Anpfiff hatte in der West-Kabine das Gerücht über mindestens vier Absteiger aus der Niederrheinliga die Runde gemacht. Dann wären die Chancen auf den Klassenverbleib für den SCW praktisch gleich Null.
Doch dieser Umstand durfte ebenso wenig als Erklärung für den lustlosen Auftritt herhalten, wie die Tatsache, dass die Akteure zuletzt auf ihre Aufwandspauschale verzichten mussten.
„Ich habe mir die Woche über den Allerwertesten aufgerissen, um diese Dinge für die Jungs zu regeln“, erklärte Harald Becker. Und die Antwort der Mannschaft? Eine schallende Ohrfeige für den Trainerstab und die eigenen Anhänger.
Unerklärliche Abspielfehler und Eigensinn paarten sich mit anfängerhaftem Abwehrverhalten. Auch die Maßnahme, den vor dem 0:2 durch Hurtmann (22.) gleich doppelt patzenden Sinisa Nedeljkovic schon vor der Pause vom Platz zu nehmen (30.), zeigte keine Wirkung.
Nur sporadisch tauchten die Gastgeber durch Rene Kägebein (41.) und Toni Munoz (52.) vor dem Viersener Tor auf. Die mit dem Selbstvertrauen von zuletzt sieben Siegen aus acht Spielen angereisten Gäste hatten leichtes Spiel. Vor dem 3:0 durch Maurice Passage — er hatte auch schon per Direktabnahme das 1:0 erzielt (15.) — genügte ein langer Abschlag von Kepper Thomas Gerdes, um die West-Abwehr ins Chaos zu stürzen (77.).
Beim 4:0 für den 1. FC durch Stephan Kern hielt sich die Gegenwehr auch in Grenzen (86.). Der eingewechselte Vincent Scheidemann schloss auf Vorarbeit von Toni Munoz zwar noch zum 1:4 ab (90.). Das war nicht mehr als Ergebniskosmetik. Der SC West kann nun endgültig für die Landesliga planen. Und die Spieler müssen sich nach diesem Auftritt die Charakterfrage gefallen lassen.