Fußball-WM: „Ballack-Ausfall tut dem Team gut“
Fachleute aus dem Amateurfußball analysieren das Turnier.
Düsseldorf. Ganz Deutschland ist seit einigen Tagen wieder im WM-Fieber. Die WZ befragte Verantwortliche des Düsseldorfer Amateurfußballs zu ihren größten WM-Erlebnissen und ihren Erwartungen.
"Für einen türkischen Landsmann wie mich war natürlich die WM 2002 das Größte. Bis ins Halbfinale ist unsere Mannschaft damals gekommen. Die Krönung, ein Finale gegen Deutschland, blieb uns damals leider verwehrt, im Halbfinale sind wir gegen den späteren Weltmeister Brasilien ausgeschieden.
Die größte Enttäuschung war, dass die Türkei vier Jahre später bei uns in Deutschland nicht dabei war. Das tat wirklich weh. Die WM in Südafrika ist noch stark steigerungswürdig, bisher habe ich noch nicht viele überzeugende Spiele gesehen.
Das griechische System des Verteidigens funktioniert nicht mehr, und so viel Glück wie 2004 kann man auch nicht immer haben. Deutschland wird weit kommen. Der Ballack-Ausfall wird dem Team eher gut tun. Er hat einige Mitspieler blockiert, weil er ihnen gegenüber zu aggressiv aufgetreten ist. Argentinien, Brasilien und Spanien heißen meine Favoriten, vielleicht kann Holland es dieses Jahr schaffen."
"1990 war für jeden Deutschen natürlich schön. Bis jetzt empfinde ich die WM als sehr schleppend, die Spiele sind wenig intensiv. Ich gehe aber davon aus, dass das Turnier noch an Fahrt aufnehmen wird. Im zweiten Spiel werden einige Teams schon gewinnen müssen, dann wird´s brisanter. Für Deutschland ist dieses Jahr wieder das Halbfinale drin. Wenn ich mich auf einen Weltmeister festlegen müsste, würde ich wahrscheinlich Spanien nehmen, trotz des 1:2 gegen die Schweiz."
"In meinem Leben gab es einige WM-Highlights. Zuallererst natürlich die beiden Titel, die ich miterleben durfte, 1974 und 1990. Ein überragendes Erlebnis war die Heim-WM 2006. Beim Spiel Ghana gegen Brasilien war ich live im Stadion, das war eine super Atmosphäre. Große Erinnerungen habe ich auch an die WM 1970 in Mexiko. Damals habe ich eigentlich zum ersten Mal richtig Fußball verfolgt. Seit Uwe Seelers Tor gegen England ließ mich dieser Sport dann nie wieder los.
Spielerisch war die WM in Südafrika bisher alles andere als eine Offenbarung. Selbst ohne die deutsche Brille kann man, denke ich, sagen, dass unser Team bisher am meisten überzeugt hat. Am Freitag gegen Serbien wird es allerdings spannender werden. Ich denke, wir werden mindestens ins Viertelfinale kommen.
Deutschland ist aber weiter nur ein Geheimfavorit, meine Favoriten sind Argentinien, Brasilien, Spanien und mein ,ewiger Favorit’ Italien. England war auch eine Enttäuschung im ersten Spiel. Aus dieser Gruppe, aus dem ja unser Achtelfinal-Gegner kommen würde, brauchst Du keine Mannschaft zu fürchten. Aber dann kommt vielleicht Argentinien, und die können sich meiner Meinung nach nur selbst schlagen. Aber Deutschland hat so entfesselt gespielt, dass ich ihnen alles zutraue.
Dass Ballack gefehlt hat, war nicht zu sehen. Aber ab dem Viertelfinale hätte er wertvoll werden können. Dann geht dem jungen Team vielleicht die Erfahrung ab. Und Ballack kann, wenn es sein muss, auch mal richtig dagegen halten."