Interview Djamila Böhm: „Bin neidisch auf die Fußballer“

Düsseldorf · Die Hürdensprinterin hat auf eine Ausnahmegenehmigung für normale Trainingsmöglichkeiten gehofft — vergeblich. So bleiben ihr nur Waldläufe.

Training auf der Tartanbahn oder über Hürden ist für Djamila Böhm weiterhin nicht möglich.

Foto: Franke (B.F.)

Im Wald statt auf der Tartanbahn, so trainiert Leichtathletin Djamila Böhm vom ART Düsseldorf derzeit. Mit welchem Ziel, das weiß die Hürdensprinterin nach der Absage der Olympischen Sommerspiele in Tokio auch nicht mehr so genau. Sie hat die überschüssige Energie jetzt genutzt, um einen Podcast über die Leichtathletik aufzunehmen.

Frau Böhm, Sie und Ihr Trainer haben einen Podcast aufgenommen. Warum und worüber reden Sie?

Djamila Böhm: Das war relativ spontan. Unser Ziel war es, dass wir vor allem die Zuhörer unterhalten wollen und dazu noch ein paar Einblicke in die Leichtathletik geben. So haben wir zum Beispiel über Saisonplanung philosophiert. Wir haben dann einfach drauf los geredet, uns vorher aber schon ein paar Themen zurecht gelegt, damit wir einen roten Faden haben.

Wie sieht denn die Saisonplanung jetzt aus?

Böhm: Wettkämpfe gibt es erst einmal nicht, das ist ein bisschen doof. Ich habe die Hallensaison ja ausfallen lassen und mich ganz auf die Sommersaison konzentriert. Es konnte ja keiner ahnen, was da auf uns zukommen würde. Ich war im Januar im Trainingslager, wollte im Frühjahr noch einmal, aber das ist wegen Corona ausgefallen. Und wie es weiter geht, das kann man im Moment ja gar nicht absehen.

Wie trainieren Sie denn zurzeit?

Böhm: Ich war am 13. März zuletzt in der Leichtathletikhalle, da wurden wir dann um 16.30 Uhr rausgeschmissen. Seitdem ist das Training relativ beschränkt. Technik an der Hürde geht gar nicht. Wir weichen auf Wald- und Feldwege aus und machen das beste draus. Ich versuche irgendwie fit zu bleiben.

Wie waren die vergangenen Wochen?

Böhm: Es ist schwierig, weil man nicht weiß, wann es weiter geht. Ich hatte auf eine Ausnahmeregelung für Düsseldorf gehofft, ebenso wie es sie für für Fortuna ja auch gibt oder für Sportler an Olympiastützpunkten in anderen Städten. Aber das ist leider nicht der Fall. Das ist natürlch ein bisschen schade. Da bin ich schon ein bisschen neidisch auf die Fußballer.

Ist das ein großer Nachteil?

Böhm: Ja, das ist ein großer Nachteil. In anderen Städten ist das möglich, an Olympiastützpunkten wie in Wattenscheid zum Beispiel wird trainiert. Und für Sprinteinheiten ist es zum Beispiel essenziell, dass man auf der Tartanbahn trainiert. Ich kann ja nicht einfach im Wald die Spikes anziehen. Die Konkurrenz trainiert also und ich schaue ein wenig in die Röhre. Wer weiß, was in diesem Jahr noch kommt. In der Leichtathletik ist ja noch nicht alles komplett abgesat, der Termin für die EM steht noch und für die Deutsche Meisterschaft sucht man einen Termin in der zweiten Jahreshälfte. Es gäbe also noch Ziele.

Was bedeutet die Verschiebung der Olympischen Spiele für die Lebensplanung?

Böhm: Ich hätte im Sommer meine Masterarbeit geschrieben, mache das jetzt ein Semester später. Ein Problem ist, dass ich nicht genau weiß, wie die Sponsoren auf die Verschiebung reagieren. Dadurch, dass ich im Training ungefähr mein altes Pensum fahre, habe habe ich noch eine ziemlich strukturierte Woche und einen ganz normalen Tagesablauf. Aber Treffen mit Freunden und Bekannten, das vermisse ich auch. In der Uni geht es ab nächste Woche wieder los, bis Ende Mai allerdings nur online.