Tischtennis-WM in Düsseldorf Long zum zweiten Mal Tischtennis-Weltmeister: Eine Sache der Gewohnheit

Ma Long ist nach einem epischen Einzelfinale in Düsseldorf zum zweiten Mal Weltmeister. In China ist er Millionär und Popstar.

Ma Long (China) wird erneut Einzel-Weltmeister im Tischtennis. Im Finale in Düsseldorf besiegt er Fan Zhendong.

Foto: Jonas Güttler

Düsseldorf. Es war für diese Verhältnisse ein Ausbruch, immerhin ist Ma Long Chinese. Aber nach dem 12:10- Siegpunkt im siebten Satz, nach seinem zweiten Einzel-Weltmeistertitel nach jenem von Souzhou vor zwei Jahren, nach einem epischen Tischtennis-Match gegen den erst 20 Jahre alten Landsmann Fan Zhendong schmiss Ma Long seinen Schläger hinfort und ließ sich auf den Rücken fallen wie ein Maikäfer. „Es war das verrückteste Spiel meiner Karriere“, sagte Ma Long nachher im Rund der mit 8000 begeisterten Zuschauern gefüllten Tischtennis-Arena in der Messehalle 6 von Düsseldorf.

28 Jahre alt ist der Olympiasieger aus der ostchinesischen Provinz Liaoning, Ma Long gilt schon zu Lebzeiten als Tischtennis-Legende, aber als er am Montag wieder Weltmeister war, dankte er Zhang Jike. „Er ist mein Vorbild und meine Inspiration. Ich schaue auf ihn.“ Jike, der Ex-Weltmeister, der beliebte chinesische Sportler, war auch in Düsseldorf früh ausgeschieden, der 29-Jährige ist über dem Zenit, den Ma Long jetzt erreicht hat.

Ma Long, Olympia in Tokio 2020? „Das ist ein weiter Weg. Es geht jetzt nur noch Schritt für Schritt", sagte Ma Long am Montag, als neben ihm völlig regungs- und minenlos sein Finalgegner Zhendong saß. So nah war er dem Titel, und doch so fern. „Ihm gehört die Zukunft“, befand der Weltmeister und Zhendong bleibt nichts als zu konstatieren, er müsse „noch härter trainieren, in einigen Szenen war ich zu langsam". So sind sie die Chinesen.

Überdies sei das ein außergewöhnliches Team, wie Ma Long sagte. Noch vor dem Finale hatten sich die beiden Gegner zusammen eingeschlagen und aufgewärmt. „Weil wir in diesem Team wie eine Familie sind und zusammenhalten“, erklärte Ma Long, der als einziger der Chinesen einige Brocken Englisch beherrscht. Auch wenn die Tischtennis-Kunst dann doch deutlich überwiegt.

Letztere hatte sich auch Timo Boll zunutze machen wollen, aber das deutsch-chinesische Doppel, das auf Bitten der Deutschen und nach Zustimmung der Chinesen zustande gekommen war, unterlag dann doch recht früh. Lospech, sagen die einen. Eine frühere Zustimmung hätte Ma Long und Boll aber auch Gelegenheit gegeben, sich länger einzuspielen, sagen die anderen. Aber das entscheidet sicher nicht Ma Long selbst, er ist nur das edelste Produkt eines Landes, das den Tischtennissport dominiert wie kein anderes.

Begeisterung pur. So sollen das Doppel von Ma Long und Boll gegen Xu Xin und Fan Zhendong in Düsseldorf tatsächlich bis zu 100 Millionen Menschen gesehen haben. Seit 1999 gingen alle WM-Einzeltitel bei Männern und Frauen an China, Ausnahme war 2003 allein der Österreicher Werner Schlager.

Ma Long wird das am Montag im Hinterkopf gehabt haben, als er auch unter höchstem Druck Weltklasse-Tischtennis demonstrierte. Wie das möglich gewesen sei, wollte einer der Journalisten wissen. „Das ist keine Sache des Kopfes, man denkt da nicht mehr viel“, sagte Ma Long, der längst wie alle chinesischen Tischtennis-Stars ein Millionär - sein Vermögen wird auf 20 Millionen Euro geschätzt - und noch dazu ein Popstar seines Landes ist. „Das ist eine Sache der Gewohnheit.“ Vielleicht sagt diese Einschätzung alles über das Erfolgsgeheimnis der Chinesen.