Tennis Rochusclub übt sich in Demut

Am Sonntag beginnt die neue Saison in der Bundesliga, doch der große, alte Club ist von der Konkurrenz finanziell abgehängt worden.

Tennis: Rochusclub übt sich in Demut
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Düsseldorf. Detlef Irmler durchlebt gerade wieder etwas kuriose Zeiten. Als langjähriger Talentförderer wünscht er seinen jungen Tennisspielern bei ihren Turnierauftritten in aller Welt eigentlich nur das Beste. Aber weil am Sonntag die neue Bundesliga-Saison beginnt, hofft der Teamchef des Rochusclubs insgeheim auf Niederlagen seiner Schützlinge — damit sie auch Zeit für ihre Aufgaben im Verein haben.

Für das Auftaktspiel (Sonntag, 11 Uhr)  gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Halle sieht es aber gar nicht gut aus. Düsseldorfs Topspieler Alexander Zverev (Weltranglistenplatz 38) wird wohl ebenso wegen seiner Verpflichtungen in Wimbledon fehlen wie Marcel Granollers (45) oder Lukas Rosol (71). Dabei hatte sich Teamchef Irmler doch so viel von dem Duell mit den Westfalen versprochen: „Wir waren total fixiert auf den ersten Spieltag, aber wir haben wohl einen besonderen Tag verloren.“ Soll heißen: Ohne die drei Stars ist der Rochusclub mehr oder weniger chancenlos.

Geht es nach Irmler, werden die Chancen auf Siege an den Spieltagen danach nicht unbedingt größer. So gut wie jedes Team der zehnköpfigen Bundesliga ist besser besetzt als der große, alte Rochusclub. „Sportlich steht uns das Wasser bis zum Hals, oder sogar noch höher. In der Vergangenheit sind wir da oft herausgekommen, aber ob wir das noch mal schaffen, wissen wir noch nicht“, sagt Irmler, für dessen Team es in dieser Saison um nichts als den Klassenerhalt geht.

Das liegt vor allem am fehlenden Geld. Obwohl der Rochusclub seit 27 Jahren dauerhaft in der deutschen Eliteliga dabei ist und damit so lange wie kein anderer Verein. Und obwohl Vorsitzender Burchard von Arnim gerade dabei ist, den Club neu aufzustellen. Auf 400 000 bis 580 000 Euro beziffert Irmler den Etat der Topteams, er selbst darf nicht mal mit der Hälfte hantieren.

Klagen hört man von ihm aber keine, er ist vielmehr froh, dass es überhaupt noch Bundesliga-Tennis in Düsseldorf gibt: „Am Rande der Existenz“ habe der Rochusclub vor gar nicht langer Zeit noch gestanden. Nachdem der Verein den prestigeträchtigen und in aller Welt verfolgten „World Team Cup“ verloren hatte, brachen nach und nach die Sponsoren weg. Irmler habe „das Ende schon kommen sehen“.

Also musste der Verein neue Wege gehen — und fand als Vermarkter die renommierte Agentur Jung von Matt. Der hat ihm nun einen Hauptsponsor besorgt: die Fußpflege-Firma Allpresan. Die wird künftig auch als Namenssponsor auftreten, früher ein Unding für einen „so konservativen Verein wie den Rochusclub“, wie es Irmler nennt. Doch es war die einzige Möglichkeit, um das Bundesliga-Team zu retten.

Damit das Unternehmen nicht der einzige Sponsor bleibt, der kräftig investiert, geht Jung von Matt auch andere, ungewöhnliche Wege. So wird es auf der Rheinkirmes einen Tennisplatz geben, mit dem der Rochusclub für sich werben kann. Für Irmler der richtige Weg in eine goldene Zukunft: „Dieses Jahr geht es nur ums Überleben. Und dann müssen wir zu neuen Ufern aufbrechen.“