Borussia-Manager Andreas Preuß „Wir werden Vereine verlieren“

Tischtennis Borussia-Manager Andreas Preuß über die Auswirkungen der Corona-Krise auf Klub, Liga und Sport.

Borussia-Manager Andreas Preuß sieht schwere Zeiten auf das Tischtennis zukommen.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Auch im Tischtennis ruht der Spielbetrieb. Normalerweise herrscht im Deutschen Tischtennis Zentrum am Staufenplatz Hochbetrieb, jetzt ist die Anlage menschenleer. Nur manchmal kommen Spieler, fast jeden Tag schaut Borussia-Manager Andreas Preuß nach dem Rechten. Im Gespräch erzählt er, wie die Corona-Krise den Rekordmeister getroffen hat.

Herr Preuß, wie sieht es im Tischtenniszentrum aus?

Andreas Preuß: Seit dem 13. März ist das Zentrum auf Anordnung der Landesregierung geschlossen. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, das Hotel ist geschlossen. Wir haben dann, nachdem andere Bundesstützpunkte ihren Betrieb wieder aufgenommen hatten, auch im kleinen Kreis unter besonderen Hygienevorgaben trainieren können und mit dem Ordnungsamt der Stadt Düsseldorf Sonderregelungen abstimmen können. Das war Ende März, seitdem trainieren die A-Kader-Spieler wieder, aber unter ganz strengen Regeln: Mit einem Tisch pro Halle und nur einem Trainer. So ist das bis heute.

Wer trainiert derzeit?

Preuß: Das sind vor allem A-Kader-Spieler, die zusammen mit drei Spielern aus unserer Mannschaft trainieren, also Ricardo Walther, Anton Källberg und Omar Assah. Kristian Karlsson trainiert in Schweden gemeinsam mit Patrick Franziska, Timo Boll ist in seiner Heimat und trainiert dort. Seit Mittwoch sind auch unsere Rollstuhlspieler wieder dabei, die für Olympia in Frage kommen.

Was ist mit dem Internat?

Preuß: Da sind auch alle nach Hause. Nur einer ist jetzt wieder zurück, weil er Abitur macht. Der wird da ganz alleine betreut, allerdings ohne Verpflegung. Der Rest ist zu Hause und bleibt vorerst auch da, weil ja noch gar nicht entschieden wurde, wie es mit dem Sport weitergeht.

Was bedeutet die Corona-Krise für die Borussia?

Preuß: Wir sind hart getroffen, wir haben zwar Partner im Bundesligabereich, die uns noch treu zur Seite stehen. Das ist unser Glück. Aber die Bundesliga ist ja nur ein Teil unseres Geschäftsbetriebes. Im Veranstaltungsbereich haben wir keine Einnahmen, keine Gastronomie, Events, Feiern oder Übernachtungen. Keiner weiß, wie lange. Denn selbst wenn wir wieder öffnen dürfen, rennen uns die Gäste ja sicher nicht die Bude ein. Bis September ist alles abgesagt, und wir haben gerade erst April.

Was bedeutet das für den Sport?

Preuß: Der Sport wird leiden. Ich will jetzt nicht auf die Tränentube drücken. Auch die Kultur, die Kunst, viele Gereiche der Gesellschaft werden leiden. Im Tischtennis wird es, fürchte ich, erhebliche Verwerfungen geben, wenn das lange dauert. Ich habe schon die Befürchtung, dass wir in vielen Ligen Vereine verlieren, die wir nicht wiedersehen werden.

Die Tischtennis-Bundesliga pausiert vorerst. Wie geht es da weiter?

Preuß: Wir haben die reguläre Saison gerade noch abschießen können, jetzt fehlen die Play offs. Aber gerade jetzt die Phase mit dem Champions-League-Halbfinale und der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, das sind die zuschauerstarken Spiele, auf die wir das ganze Jahr hinarbeiten. Das sind die Spiele, mit denen wir Geld verdienen und PR bekommen. Die werden jetzt – wenn überhaupt – ohne Zuschauer stattfinden. Ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass wir noch Champions League spielen in diesem Jahr. Da hätten wir auch gute Chancen gehabt, ins Finale zu kommen. Da gehen einem Verein ganz schnell 50 000 Euro durch die Lappen.

Wie ist das für die Sportler? derzeit hängen ja alle in der Luft.

Preuß: Jetzt geht das noch. Am Anfang waren alle ganz gierig, schnell wieder zu spielen. Nach ein paar Wochen nimmt man jetzt aber man, dass den Leuten der Wettkampf fehlt. Tischtennis auf Top Niveau bedeutet normalerweise, internationale Turniere zu spielen. Das geht im Moment nicht. Und wer weiß, wie lange noch? Ich sehe nicht, dass wir im September Turniere in China oder Indien spielen werden. Und dann wird das für die Spieler zäh, sich nur abstrakt vorzubereiten, ohne den Wettkampf zu haben. Deshalb wäre es wichtig, wenn wir im Juli zum Beispiel noch eine Play-off-Runde spielen. Dann hätten die Jungs ein Ziel.

Wie wirkt sich die Krise auf den Breitensport aus?

Preuß: Da gibt es outdoor ja durchaus Möglichkeiten. Wenn ich durch die Stadt gehe und Tischtennis-Tische sehe, dann sind da immer Menschen dran und spielen. Ich höre, dass derzeit viele Tische, Schläger und Bälle verkauft werden, weil Menschen Bock haben, zuhause Sport zu treiben und Tischtennis zu spielen. Vielleicht gibt es da im Sommer Möglichkeiten, draußen irgendetwas anzubieten. Ein Timo Boll kann Tischtennis nicht draußen spielen, der braucht eine Halle. Aber der Hobbyspieler, da sehe ich Möglichkeiten, so dass wir da vielleicht etwas anbieten können. Tischtennis ist sehr vielseitig. pike