Virtuelle Ersatz-Veranstaltung Marathonläufer enteilen realer Welt

Düsseldorf · „Virtueller Run“ nach Absage der 18. Auflage im April sorgt für beeindruckende Teilnehmerzahlen.

Ein Marathon wie 2019 war im April nicht möglich. Die virtuelle Alternative kam bei den Lauffreudigen jedoch extrem gut an.

Foto: David Young

An jenem Sonntagmorgen vor zwei Monaten war es märchenhaft still am Rheinufer. Keine nervösen Läufer, kein hektischer Betrieb bei Organisatoren und schon gar keine Spannung bei den vielen Zuschauern. Wegen Corona war die 18. Marathon-Veranstaltung in Düsseldorf abgesagt worden.

Doch Sonja Oberem, seit zwei Jahren Chefin und Renndirektorin bei diesem hochkarätigen Laufspektakel, hatte eine tolle Idee. Sie lud die vielen verhinderten Läufer ein, tatsächlich und wo auch immer doch zu laufen. Jeder für sich und dennoch gemeinsam gegeneinander. Denn die bei allen Läufern am Handgelenk getragenen modernen Fitnessuhren erlauben nämlich die Zeitnahme und genaue Streckenverfolgung über eine App. Und Dienstleister wie Keepmoving aus Brüssel, die diese Werte registrieren und auswerten, gibt es inzwischen viele. So gab es beim Metro-Marathon diesmal einen „virtuellen Run.“ Und laut der nun offiziellen Auswertung sämtlicher Daten stehen die Ergebnisse von fast 10 000 Teilnehmern fest.

Den vollen Marathon über 42,2 Kiloometer absolvierten 2845 Läufer, auf der halben Strecke waren es sogar 3427, die sich das Laufvergnügen gönnten. Besonders erstaunlich war für Sonja Oberem die Teilnehmerzahl für die beiden Läufe beim Kids-Cup, bei dem in den vergangenen Jahren etwa 500 Jungen und Mädchen bis 16 Jahre zwei oder drei Kilometer rannten. Diesmal waren es virtuell sogar 1248. Und Oberem erhielt von vielen begeisterten Eltern Fotos, sogar aus Magdeburg. „Die hätten real wohl in Düsselorf niemals mitgemacht“, vermutet die Organisatorin und freute sich um so mehr.

Offen bleibt die genaue Zahl der wirklichen Läufer in den Marathon-Staffeln (vier Mal 10,5 km), bei der 2291 Vierer-Teams in der offiziellen Liste aufgeführt sind, was allein 9164 Läufer bedeutet, so dass vermutlich sogar 16 684 Läufer mit der GPS-Uhr (die meisten rund um Düsseldorf) unterwegs waren.

Medaillen werden auf dem Postweg „überreicht“

Der Läufer-Verein „Rhein-Marathon“, der das organisatorische Gerüst für den Marathon stellt, hat nun alle Hände voll zu tun. Schließlich bekommen die Läufer ihre Medaillen dieses Mal mit der Post geschickt, statt wie ansonsten am Rheinufer um den Hals gehängt. Mehrere Paletten von Medaillen-Kartons stehen deshalb derzeit im Büro bei Rhein-Marathon, sieben Mitarbeiter sind aktuell mit dem Versenden der Erinnerungsstücke beschäftigt.

Wegen der strengen europäischen Datenschutzbestimmungen kann Keepmoving die Namen der schnellsten Läufer nicht nennen. Eine Bestenliste gibt es daher nicht. Die 18. Marathon-Auflage war ein virtueller Run, auch wenn die vielen Tausend Läufer real geschwitzt haben und sich oftmals über echte schnelle Zeiten freuten.