Machtkampf: Elbers kanzelt Dezernent Kruse ab

OB brüskiert seinen Beigeordneten — der ist nun krank.

Düseldorf. Es ist ein beispielloser Vorgang, selbst altgediente Rathaus-Mitarbeiter können sich nicht erinnern, dass es so etwas schon gegeben hätte: Mit ungewohnter Schärfe hat Oberbürgermeister Dirk Elbers den eigenen Personaldezernenten Wilfried Kruse öffentlich angegriffen. In einem Zeitungsartikel wirft er ihm „krasses Versagen“ vor. Das Vertrauensverhältnis sei nachhaltig gestört. Und: „Er geht durch die Fraktionen und macht Stimmung gegen mich. Das kann ich mir nicht gefallen lassen.“ Der Artikel blieb unwidersprochen. Gegenüber der WZ wollte sich Elbers trotz mehrer Anfragen nicht äußern. Kruse ist seit Erscheinen des Artikels nicht mehr im Rathaus gesehen worden. Es heißt, er habe sich krank gemeldet.

Hintergrund ist die Personalie Heiko Schneitler (64). Wie die WZ berichtete, hatte der inzwischen freigestellte Leiter des Gesundheitsamtes wegen der Schweinegrippe 2200 Überstunden angehäuft. Kruse hatte sich dafür eingesetzt, dass Schneitlers Amtszeit um zwei Jahre bis zum 67. Geburtstag verlängert wird, auch um die Überstunden abzubauen. Das soll Elbers missfallen haben, der Schneitler zum 1. Mai mit sofortiger Wirkung freistellte.

Diesen Streitfall — offenbar nur der Schlusspunkt einer seit längerem gewachsenen Abneigung — bewerten die Politiker im Rathaus unterschiedlich. Die Wortwahl von Elbers stößt indes auch in der eigenen Fraktion auf Kritik. Tenor: „So kann man das nicht machen.“ Deutlicher noch äußert sich die Opposition. „Man kann einen Dezernenten nicht öffentlich demontieren ohne gravierende Tatbestände“, kritisiert Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski. „Und wenn es solche Vorwürfe gibt, müssen sie in den zuständigen Gremien auf den Tisch — und nicht per Zeitung kommuniziert werden.“

SPD-Mann Günter Wurm wirft Elbers indirekt unprofessionelles Verhalten vor: „Ich erwarte, dass Menschen in solcher Position — auch wenn sie sich nicht riechen können — professionell zusammen arbeiten.“

Die FDP, auf deren Vorschlag Kruse gewählt wurde, ist auf Tauchstation gegangen. Statt sich schützend vor den eigenen Mann zu stellen, gibt es aus der Fraktion nur einen Satz: „Es gibt nichts zu sagen.“ Offenbar stehen taktische Überlegungen im Vordergrund, man will es sich wohl nicht mit Elbers verscherzen.

Kruse, der seit 2004 u.a. für die Bereiche Personal, Gesundheit und Wirtschaftsförderung zuständig ist, ist vom Stadtrat bis zum Jahr 2012 auf diese Position gewählt worden. Sollte der 58-Jährige jetzt in den vorzeitigen Ruhestand gehen müssen, dürften auf ihn zumindest keine wirtschaftlichen Sorgen zukommen. Er soll Anspruch auf eine auskömmliche Pension haben.