Toiletten zum Abgewöhnen: Wehe dem, der mal muss
Was öffentliche Toiletten angeht, präsentiert sich die Stadt als schlechter Gastgeber. Keine Besserung in Sicht.
Düsseldorf. Als liebenswerte, wohlhabende und gepflegte Stadt präsentiert sich Düsseldorf derzeit den vielen ausländischen Gästen zum Eurovision Song Contest. Doch wehe, einer der Besucher muss mal. Unsere öffentlichen Toiletten sind allenfalls ein Klagelied wert — mit gepflegt und liebenswert hätte es rein gar nichts zu tun.
Das fängt schon im Rathaus an. In dem Gebäudekomplex gibt es eine öffentliche Toilette, Eingang von der Marktstraße. Für Herren gibt es zwei reguläre Kabinen plus eine für Rollstuhlfahrer. Bestandsaufnahme: Eine Tür lässt sich von innen nicht mehr schließen. An der Wand prangen die Reste von Graffiti, die irgendjemand zu entfernen versucht hat. Klopapier gibt es auch nur in einer der Kabinen. Gesamturteil: Wenn es dringend ist, geht’s gerade noch.
Ganz schlimm ist die Toilette am Graf-Adolf-Platz unter dem Pavillon. Der Anstand verbietet es, zu sehr ins Detail zu gehen. Unser Tipp: Besser in einem Geschäft oder Lokal fragen.
74 Bedürfnisanstalten unterhält die Stadt, davon befinden sich 39 in den öffentlichen Grünanlagen und 17 auf den Friedhöfen. Letztere hatte die SPD am Dienstag im Bauausschuss im Visier. Es gebe diverse Bürgerbeschwerden, besonders über die Anlagen im Nordfriedhof. Wie sich Sauberkeit und Hygiene dort verbessern ließen, wollte die Partei wissen. Die Antwort der Verwaltung macht wenig Hoffnung auf baldige Verbesserungen: Diese seien nur durch „einen höheren Reinigungsaufwand“ zu erzielen. Der aber kostet mehr Geld, und das ist nicht in Sicht.
Das Nachsehen haben die Friedhofsgänger. Die sollten auf dem Nordfriedhof am besten ihr eigenes Klopapier mitbringen. Die dortigen Toiletten am Haupteingang sind nämlich mit einem Schild versehen, welches dem Benutzer erklärt, dass aufgrund früherer Verstopfungen der Toiletten mit Papier eben jenes nicht mehr bereitgestellt werde.
Wer sich die Hände waschen möchte, ist zumindest auf dem Stillen Örtchen am Haupteingang des Nordfriedhofs noch gut bedient. Nutzt man hingegen die Toilette am Seiteneingang an der Ulmenstraße, gibt es bloß ein unappetitlich aussehendes Stück Seife.
Auch in anderen Grünanlagen sieht es kaum besser aus. In der Toilette im Nordpark gab es, als die WZ vorbeischaute, kein Papier, um sich die Hände zu trocknen. Und wer im Südpark die Anlage am Eingang Emmastraße aufsuchen möchte, bringt idealerweise keinen Geruchssinn mit. Es riecht äußerst unangenehm, Papier ist ebenfalls nicht vorhanden — an einem dreckigen Boden sollte man sich auch nicht stören.
Eine Summe in niedrigen einstelligen Millionenbereich, so viel gibt die Stadt in etwa für Wartung und Unterhaltung der Toiletten jährlich aus. Eine baldige Erhöhung nimmt die zuständige Amtsleiterin Doreen Kerler nicht an. „Da haben wir dringendere Probleme, etwa die Grundsanierung der Schulen.“