Düsseldorf Marder lebt zwei Jahre unter Kitadach

Am Montag tappte das Tier in die Falle und wurde von einem Jäger zum Wildpark gebracht und dort ausgesetzt.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Erleichterung bei Jugendamtsleiter Johannes Horn ist groß. Zwei Jahre lang lebte ein Marder unter dem Dach der städtischen Kindertageseinrichtung am Fürstenwall/Ecke Neusser Straße. Montag endlich tappte das Tier in eine Falle, die ein Förster aufgestellt hatte. Noch am selben Tag wurde der ungebetene Dauergast zum Wildpark gebracht und dort ausgesetzt.

In den zwei Jahren musste die Kita mehrmals monatelang auf einen Gruppen-, einen Neben- und einen Schlafraum in der ersten Etage verzichten. Seit Sommer 2016 wurden 20 Kinder sogar in einer anderen leerstehenden Kita untergebracht. Johannes Horn lobt Erzieherteam und Eltern für ihre Geduld und ihr Verständnis in all der Zeit. Er selbst sei dabei zum Marder-Experten geworden.

Wohl seit Mai 2015 gehörte der Dachboden der Unterbilker Kindertagesstätte zum Revier des Marders. „Anfangs dachten wir, es seien Mäuse oder Vögel“, erzählt die langjährige Leiterin der Einrichtung, Iris Rummel. Doch irgendwann fand man Kot des Tieres im Außenbereich und auf einem Balkon. Und eines Tages tropfte Urin vom Dachgeschoss in den Gruppenraum. Da war klar: Ein Marder hatte sich auf dem Dachboden eingerichtet, mit einem Vorratsplatz, einem Schlafplatz und eben einem „Toilettenplatz“.

Der Gruppenraum wurde sofort stillgelegt. Dachboden und Räume saniert. Man hatte die Hoffnung, den Marder dadurch auch gestört und vertrieben zu haben.

Doch im April 2016 ging der Spuk von vorne los. Der Marder kehrte in die 1991 eröffnete Kita neben dem Portobello-Hochhaus zurück. Wieder verriet er sich durch Kot- und Urinspuren. Erneut wurden die Räume geschlossen. Ein Teil der Kinder wurde wieder ausquartiert.

Zum Glück stand im Sommer 2016 die evangelische Kindertagesstätte am Fürstenwall in Friedrichstadt leer, die abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Dort fand die Gruppe der angehenden Schulkinder aus dem städtischen Kindergarten ein Notquartier nicht allzuweit von der eigenen Einrichtung entfernt. Allerdings war auch dies keine befriedigende Lösung für Eltern, die zwei Kinder in der Kita hatten. Und damit dann auch zwei Wege.

In der Zwischenzeit suchten Jugendamt, Ordnungsamt, Kammerjäger und Förster und viele andere Behörden nach einer Lösung, das Tier artgerecht zu fangen. Johannes Horn: „Ich habe sogar Kontakt zum Wuppertaler Zoo aufgenommen.“

Doch Marder sind scheu und clever. Und so ging die Jagd nach dem Tier weiter. Bereits Ende September vergangenen Jahres wurde eine Lebendfalle, eine große Kiste, auf dem Dachboden aufgestellt. Doch das Wildtier hat ein großes Revier, nagte und buddelte einfach immer auch ein paar Tage anderswo.

Erst jetzt tappte der Marder in die Falle, eine 1,50 Meter lange Kiste. Die hatte der Jäger samt Köder aufgestellt. Täglich seit September kontrollierte der Jäger die Falle, Montag dann endlich mit Erfolg.

Kita-Leiterin Iris Rummel ist froh, dass es nun geklappt hat. Vom Jäger weiß sie, dass die Jagd nach einem anderen Marder in der Altstadt ein paar Monate länger gedauert hatte. Jetzt ist sie froh, wenn die Renovierung bald beginnt. Reparaturen am Dach, Schließung von Schlupflöchern, Anstrich — all dies soll laut Jugendamtsleiter Horn im März/April abgeschlossen sein. Ihm und den Erzieherinnen ist es wichtig, dass die Kinder aus dem Notquartier die letzten Wochen vor der Einschulung im Sommer noch mal in ihren alten Räumen verbringen können. Sicherlich werden die Kinder bald einen Ausflug zum Wildpark machen. Schließlich wollen sie ihren ehemaligen „Mitbewohner“ auch mal sehen.