Menschen aus Düsseldorf „Binational in Düsseldorf“: Initiatorin mit dem Martinstaler ausgezeichnet

Düsseldorf · Seit 50 Jahren setzt sich Ursula Jimenez für die Rechte von Menschen in binationalen Partnerschaften ein. Für ihr Ehrenamt erhielt sie den Martinstaler.

Preisträgerin Ursula Jimenez (M.) zusammen mit Joanna e.Drummond (l.) und Elfi Caba.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Erst seit 1975 ist es möglich, dass Kinder aus internationalen Ehen die deutsche Staatsbürgerschaft auch durch die Mutter erhalten können – vorher konnte diese nur durch den Vater vermittelt werden. Ein heute selbstverständliches Recht, für welches in den 1970er-Jahren besonders die Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen (IAF) lange kämpfen musste. „Kinder aus diesen Ehen hatten meist nur die Staatsangehörigkeit der Väter. Die Mütter durften quasi nichts für ihre Kinder entscheiden“, sagt Ursula Jimenez. Sie gründete 1972 mit einer weiteren Betroffenen eine Ortsgruppe, aus der sich vor 15 Jahren der eigenständige Verein „Binational in Düsseldorf“ entwickelt hat, der heute seinen Sitz an der Bruchstraße in Flingern hat. Für ihr langjähriges Engagement im Einsatz gegen die Probleme und für die Rechte von Männern und Frauen in binationalen, interkulturellen Partnerschaften wurde Jimenez nun mit dem Martinstaler geehrt.

„Darüber habe ich mich natürlich gefreut. Ich sehe die Ehrung aber vor allem für unsere Mitglieder, dass ihr ehrenamtliches Engagement endlich anerkannt wird“, sagt Jimenez. Denn die Geschichten, mit denen vor allem betroffene Frauen heute in das Vereinsbüro an der Bruchstraße kommen, sind oft schrecklich und grausam. Sie handeln nicht selten von Kindesentführungen, Zwangsehen und -scheidungen oder Frauenhandel. Dann helfen die knapp 80 Männer und Frauen aus über 40 Nationen, die meist selbst in binationalen Partnerschaften lebten oder leben, bei der Weitervermittlungen zu anderen Beratungsstellen, der Polizei oder begleiten sie auch selbst zu den Ämtern.

Ämter würden Probleme aus anderen Kulturen nicht glauben

Häufig ist das offene Angebot des Vereins der letzte Ausweg. „Nicht nur, weil die Betroffenen meist heimlich zu uns kommen müssen, weil es die Familien nicht erfahren dürfen“, sagt sie. Auch, weil sie oft erleben musste, wie viele Ämter real existierende Probleme wie beispielsweise die erzwungene Beschneidung junger Frauen in bestimmten Kulturkreisen den Betroffenen schlicht nicht geglaubt hätten. „Wir können nicht immer helfen. Aber wir können zumindest zuhören.“

Abseits der Beratungen treffen sich die Mitglieder aber auch zu schönen Dingen, wie dem wöchentlich stattfindenden Montagsfrühstück. Oft bereichert durch kulinarische Einflüsse aus den Heimaten der Mitglieder. „Das ist seit 35 Jahren nie ausgefallen“, sagt Jimenez. Dieses interkulturelle Miteinander gipfelte vor einigen Jahren auch in der Gründung eines Multikulti-Chors, der buchbar ist. Um jedoch weiter die kostenfreien Beratungen in eigenen Räumlichkeiten anbieten zu können, braucht der Verein dringend Förderungen und Sponsoren – die seien besonders während der Corona-Zeit weggefallen.

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