Max Richter in der Tonhalle: Klangkunst muss nicht sperrig sein
Der britisch-deutsche Komponist Max Richter spielt am 8. Juni in Düsseldorf. Bekannt ist er vor allem für seine Filmmusiken.
Düsseldorf. Die Vorstellung, zeitgenössische Kunstmusik müsse bis zur Unzugänglichkeit gesteigert, vor Komplexität strotzend, immer neue Extreme unerhörter Klangstrukturen ergründen, ist ein Irrtum. Musik muss, seine eigene Sprache sprechend, seine eigene Sphäre definierend, in sich und für sich funktionieren. Aber diese Sprache kann leicht verständlich und berührend sein, kann althergebrachten Gesetzen von Harmonie und Melodie folgen. Wieso auch nicht?
Ob sie nun postmodern durchmischt, puristisch, eklektizistisch oder vielleicht ganz auf eine kompositorische Methode fixiert ist. Mit welchen klanglichen Mitteln auch immer sie arbeitet - und von denen stehen heute dem Komponisten so viele zur Verfügung wie noch nie zuvor.
Max Richters Musik ist ein Paradebeispiel dafür, was Kunstmusik heute sein kann, wenn sie sich am großen Fundus der Möglichkeiten bedient, zugleich aber eine Sprache spricht, die sich vor dem Publikum nicht verschließt. Der in Hameln geborene und in England aufgewachsene Richter dürfte insbesondere auch Filmmusikfreunden ein Begriff sein (Waltz with Bashir, Die Fremde, Lore). Seine aus Minimal Music, ambienten Klängen, Elektronik und Musique concrète — Musik die sich aus zuvor Aufgenommenen oft auch Alltagsgeräuschen zusammensetzt - konstruierten Kompositionen zeichnet vor allem eine atmosphärische Tiefe aus. Diese wird aber durch verschiedenste Verweise mit zahlreichen Bedeutungsebenen aufgeladen. Ob durch Erinnerungen, welche bestimmte Klänge beim Zuhörer wecken, ob durch Rezitation von Texten, durch alltägliches Geräusch oder auch durch melodische Zitate, die wie ein Déjà-vu Bezüge zu ganz individuellen musikalischen Erlebnissen erzeugen.
Wie sich das anfühlt und anhört kann am 8. Juni in der Tonhalle auf Einladung der Heinersdorff-Konzerte am eigenen Leib erspürt werden. Richter kommt gemeinsam mit dem Streichensemble „The 12 Ensemble“ und Sarah Sutcliffe (Rezitation) und entführt das Publikum in die Welt seiner Alben „The Blue Notebooks“ - unter anderem nach Texten aus Kafkas (blauen) Oktavheften - und „Infra“ - ursprünglich entstandenen aus einer Ballettproduktion mit dem Royal Ballet London. Zwei Werke, die ihn groß gemacht haben und mit einer fast schon meditativen Ruhe auf eine Entdeckungsreise in die Klangsphären jenseits des Gewohnten und doch so bekannten mitzunehmen gedenken. Informationen und wenige Restkarten gibt es noch unter:
heinersdorff-konzerte.de/de/veranstaltungen/5770460/