Christian Ehring gelingt der Spagat zwischen Kabarett und Klassik
Mit den Düsseldorfer Symphonikern holt der Christian Ehring in der Tonhalle die Außenseiter unter den Instrumenten ins Rampenlicht. Auch über Spitzenpolitiker macht er Witze.
Düsseldorf. Als politischer Kabarettist redet Christian Ehring über die soziale Spreizung zwischen Arm und Reich. Jetzt fungiert er aber in der Tonhalle als Konzert-Moderator. Schnell schaltet er um und spricht von der sozialen Spreizung zwischen Geige und Fagott.
Was zunächst kurios erscheint, erweist sich als geschickter Schachzug: Denn auf dem Programm stehen Werke, bei denen das Fagott und zwei andere Instrumente, die selten im Rampenlicht stehen - Pauke und Kontrabass - ganz groß rauskommen. Die Düsseldorfer Symphoniker und drei ihrer Solisten, auf die im regulären Konzertbetrieb selten der Scheinwerfer gerichtet ist, präsentieren unter der Leitung des jungen Rheinopern-Kapellmeisters Aziz Shokhakimov Solokonzerte für Fagott und Kontrabass sowie Schlagzeug und Orchester.
Vollkommen lösen vom politischen Kabarett will sich Ehring an diesem Sonntagnachmittag offenbar nicht. Und so nimmt er trotz seiner Klassik-Moderatoren-Funktion Spitzenpolitiker wie US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel aufs Korn. Statistiken reizen den Humoristen besonders. Zum Beispiel beim Thema Erbschaften: Durchschnittlich komme auf jeden Bundesbürger ein Erbe von 300 000 Euro zu - aber auch nur statistisch. Zur Veranschaulichung erfindet Ehring einen Vergleich: „Wenn Donald Trump in einen Bus einsteigt, sind statistisch gesehen alle Fahrgäste Millionäre - dafür sinkt der IQ.“
Geschickt pendelt Ehring zur Musik zurück und holt den Düsseldorfer Komponisten Thomas Blomenkamp zum Interview auf die Bühne. Blomenkamp hatte für Bert Flas, Erster Solo-Pauker der Symphoniker, eine Rhapsodie für Pauken sowie anderes Schlagzeug und Orchester komponiert. Das neue Opus wurde nun uraufgeführt. „Wie gut muss man die Instrumente kennen, für die man komponiert?“, will Ehring wissen. Blomenkamp: „Ich habe die Musiker genervt mit vielen Fragen, was geht, was geht nicht.“ Von Bert Flas habe er sich viel zeigen lassen - von der Pauke bis zum Tamtam.
So sind auch manche asiatischen Gongs verschiedener Größe aufgestellt — zur Aufführung der Rhapsodie. Das Schlagzeug wirkt wie ein Impuls-Geber. Die Soli geben den Takt vor, und das Orchester antwortet. Das Ganze klingt ungemein farbig und es scheint, als steckten in den Tönen des Schlagzeugs Zauberformeln, die im Orchester einen ganzen Dschungel an Klängen erwachsen lassen.
Neben der Uraufführung erklangen viele selten gespielte Werke bekannter Komponisten, darunter das Divertimento für Kontrabass und Orchester von Nino Rota und ein Stück für Fagott und Streichorchester des Südamerikaners Heitor Villa-Lobos. Besonders imposant: das Konzert-Finale mit einer Fantasie für Violine und Orchester über George Gershwins „Porgy and Bess“ (Arrangement: Igor Frolov). Begeisterter Beifall.