Tonhalle: Grenzenlose Musik für Familien

Das Große Familienmusikfest stand unter dem Motto „Ein Fest der Musikkulturen Düsseldorfs“. Auch eine Wal-Symphonie wurde uraufgeführt.

Düsseldorf. Musik ist die internationalste Sprache der Welt. Jeder Mensch, der sie zu hören vermag, kann sie verstehen. So war und ist das Große Familienmusikfest der Tonhalle Düsseldorf per se ein Fest von und für alle Menschen. Gibt es zwar unterschiedliche Tonfälle bei Musik aus verschieden Ländern und Musiktraditionen, so ist gerade das, was Musik so besonders macht, dass sie eigentlich keine Grenzen kennt, keine politischen, keine sozialen, keine nationalen. Auch wenn ihr solcherlei Grenzen immer wieder aufgestülpt werden oder wurden. Bei der Frage, wie man - vor allem junge Menschen - für Musik begeistern kann, ist viel wichtiger, was sie in einem auslöst, welche Gefühle und Gedanken sie wecken kann, als eine Unterscheidung, aus welcher Ecke der Welt Schöpfer und Interpret kommen.

Tonhalle: Grenzenlose Musik für Familien
Foto: Susanne Diesner

Mit ihrem „Fest der Musikkulturen Düsseldorfs“, das dieses Jahr erstmals die Rahmenidee des Familienmusikfestes bildete, rückte die Tonhalle die musikalische Diversität der in Düsseldorf vertretenen Kulturen in den Fokus. So konnten die zahlreichen Familien mit Kindern den ganzen Nachmittag immer wieder etwas Neues entdecken. Sich inspirieren und begeistern lassen.

Dies schlug sich einerseits in der Programmgestaltung nieder, andererseits aber auch in der Auswahl der Ensembles und Musiker, die sich bei dem Fest präsentieren. Ob nun Mitsingkonzerte zwischen Morgen- und Abendland, Weltmusik, ein klingender Stadtplan Düsseldorfs mit Fokus auf die unterschiedlichen Musikkulturen der Stadt. Ob das mit viel Witz durch Dramaturg Uwe Sommer-Sorgente moderierte Konzert „Bella Italia“ mit dem Kinderorchester der Tonhalle und dem Düsseldorfer Mädchen- und Jungendchor, oder „Norden, Osten, Süden, Westen“ mit dem Publikumsorchester der Tonhalle unter der Leitung von Ernst von Marschall, bei dem sich Musik aus allen Weltgegenden mit dem Baglama-Spiel von Erdal Akkaya vermählte. Ob die Backstage-Führungen „Reise durch das Orchester Global“, bei dem sich Musiker des Düsseldorfer Symphoniker - auch sie kommen aus aller Welt - mit ihrem Instrument vorstellten oder Michael Bradkes Röhreninstallationen zum selber Ausprobieren auf dem Vorplatz. Es gab Mini-Konzerte mit besonderen Trios der Düsys, etwa einem Kontrabasstrio oder auch eine Lausch-Oase im Grünen Gewölbe. Mitmachkonzerte, orientalische Lieder und Tänze. Für wirklich jeden Geschmack und jedes Alter hielt das Fest entdeckungswürdige musikalische Erlebnisse bereit.

Dies lockte so viele Besucher an, dass zwischenzeitlich die Aufnahmekapazitäten der Tonhalle erschöpft und die Eingänge geschlossen werden mussten. Am Ende des Tages durften alle Besucher von Musik erfüllt ihren Heimweg bestreiten. Wie viele, insbesondere von den kleinen Zuhörern, dann etwas erschöpft schon auf der Heimreise schlummernd von tausend Instrumenten und Klängen träumten, ist nicht überliefert. Dass sie aber von dem einsamsten Wal der Welt träumen mochten, ist nicht unwahrscheinlich, denn dieser eröffnete im Sternschnuppen-Konzert das Programm dieses ereignisreichen Tages.

Die Uraufführung von Bojan Vuletics Symphonie „52 Hertz - der einsamste Wal der Welt“ stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass zeitgenössische Kunstmusik auch bei dem kleinen Publikum ganz wunderbar funktioniert. Unter der Leitung Andreas Fellners hoben die Düsys gemeinsam mit dem Kinderchor der Akademie für Chor und Musiktheater das musikalisch vielschichtige Werk aus der Taufe. Mit Martin Baltscheit, als Sprecher, erzählte die Musik in expressiven Klangbildern die Geschichte eines besonderen Wals, der auf einer anderen Frequenz singt als seine Artgenossen und so von ihnen nicht verstanden wird. Dichte Klangtexturen, ein Kaleidoskop an musikalischen Ideen verwoben sich mit dem Text und dem Chorgesang zu einer überaus abwechslungsreichen Geschichte, die die Zuschauer begeisterte. Wenngleich die Sprache von Vuletics Musik, trotz ihrer zahlreicher Reminiszenzen aus der Musikgeschichte, durchaus auch Herausforderungen für den Hörer in sich barg. Diese verstecken sich aber unter einer sanftmütigen Oberfläche.