Megert, der Künstler im Spiegelbild

Der pensionierte Akademieprofessor integriert am Burgplatz Kunst und Architektur.

Megert, der Künstler im Spiegelbild
Foto: Melanie Zanin

An der Kunstakademie gibt es den Lehrstuhl „Integration Bildende Kunst und Architektur“. Der damalige Rektor Norbert Kricke hat sich dieses Fach 1976 ausgedacht und mit Christian Megert (Jg. 1936) besetzt. Dabei hat Kricke die Studenten maßlos überschätzt. Denn ein Anfänger aus dem Orientierungsbereich muss erst einmal zum Künstler heranreifen, soll aber gleichzeitig Fragen zur Statik lösen können. Praxisbezogene Arbeiten für Wettbewerbe im In- und Ausland hat eigentlich nur Megert selbst gewonnen. Ihm widmet die Kunstakademie eine Ausstellung in der Akademie-Galerie am Burgplatz, allerdings ohne zu fragen, ob dieses Studium eher für Postgraduierte geeignet ist.

Megert kommt aus der Schweiz, wo man im Künstler immer auch etwas Handfestes und Pragmatisches vermutet. Als Voraussetzung für sein eigenes Studium absolvierte er eine Maurerlehre und besuchte parallel zum theoretischen Unterricht freie Kurse für das künstlerische Gewerbe. Er startete mit 25 Jahren durch, indem er das „Manifest für Spiegel und Glas“ verfasste. Es war der erste Schritt, um von der Kunst an der Wand zur Kunst im Raum zu gelangen. 1968 präsentierte er einen „Spiegelraum“ auf der Documenta 4 und legte Spiegelquadrate aus. Die Besucher meinten, die Mauern würden sich öffnen. Seitdem ist der Betrachter ein unverzichtbarer Bestandteil seiner Kunst.

Gleich der Eintretende in der Akademiegalerie ist begeistert, wie er sich im Werk des Künstlers wiederfindet. Da die Spiegel gegeneinander gerichtet sind, steht er zugleich auf dem Kopf wie auf dem Boden oder seitlich verzerrt.

Ab 1986 entstehen auch „Rahmenobjekte“. Es sind bloße Holzrahmen, in die Spiegelstreifen schräg eingelassen sind. Die Wirkung ist simpel, aber frappierend. Denn nun holen sich die schmalen Spiegelstreifen in den leeren Rahmen die Wand ins „Bild“. Der Raum ist virtuell wie handfest da. Und Megert sagt: „Mich interessiert, wie der umgebende Raum ins Bild kommt.“

Dieser Mann aus Bern, der seit den 1970er Jahren in Düsseldorf lebt, ist geprägt durch die konkrete Kunst in der Schweiz, durch Max Bill etwa. Er liebt das Strenge, auch wenn es spielerisch daher kommt. Er ist ein Konstrukteur, der aufbaut, zuordnet und Winkel schafft. Wer bei ihm studierte, musste Baupläne lesen können, Perspektiven berücksichtigen und Modelle umsetzen können.

Studenten wie Wasa Marjanov und Ludger Gerdes konnten das. Die Buga ist das schönste Beispiel dafür. Und Markus Ambach, vielleicht sein wichtigster Student, vermittelt jetzt zwischen Stadt und Künstlern eine neue Art für die Kunst am Bau.

Insofern trägt die Kunst des diplomierten Maurers Früchte. Und Megert revanchiert sich mit einer beispielhaften Schau.

Info: Burgplatz 1, bis 14. 1., mittwochs bis sonntags 12 bis 18 Uhr