Düsseldorf Messe: Familien mit Kindern fahren jetzt Motor-Boot

Vom Schlauchboot bis zur Superyacht gibt es auf der Messe Boot viel zu sehen. Auch Tauchen, Surfen und Tourismus stehen im Fokus.

Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Düsseldorf. Ein eigenes Boot — das ist doch nur was für Superreiche, oder? Die Zahlen sagen etwas anderes: Die Branche gewinnt jedes Jahr mehr als 7000 Bootsbesitzer hinzu. Das zeigen Berichte des Bundesverbands für Wassersportwirtschaft (BVWW). Insgesamt gibt es bundesweit etwa 480 000 Bootseigner. Und für die Anbieter eine neue Zielgruppe: Familien mit Kindern.

„Bootsport ist ein Familiensport geworden“, sagt Jürgen Tracht vom BVWW vor Beginn der Wassersportmesse Boot in Düsseldorf. In der Altersgruppe zwischen 25 bis 45 Jahren gebe es die meisten Neueinsteiger. Woran das liegt? „Bootsport ist auch in den Medien viel präsenter geworden“, sagt Tracht. Das führe auch dazu, dass bei mehr Menschen das Interesse geweckt werde.

Ein anderer Faktor sei eine Gesetzesänderung von 2012. Seitdem dürfen Sportboote mit bis zu 15 PS ohne Führerschein gefahren werden. „Die Einstiegshürden werden im Motorbootbereich ganz offensichtlich als weniger hoch angesehen“, sagt Tracht. Während man beim Segeln über längere Zeit Kurse belegen und Erfahrungen sammeln müsse, könne man beim Motorboot vergleichsweise schnell einsteigen.

Zudem zerstreue sich langsam der verbreitete Gedanke, Boote seien bei der Anschaffung und dem Unterhalt sehr teuer: Für ein Einsteiger- oder sogenanntes Kajüttboot zahle man aktuell zwischen 10 000 und 20 000 Euro. Das decke sich etwa mit dem Preis für einen Wohnwagen für den Familienurlaub.

Insgesamt zieht der BVWW eine positive Bilanz für die Wassersportbranche in 2016. „Eine Befragung hat ergeben, dass 93 Prozent der Motorboothändler das Geschäft 2016 im Vergleich zum Vorjahr gleich gut oder besser bewerten. Bei Segelboothändlern sind es immerhin 80 Prozent“, sagt Tracht. Die Branche rechne mit einem Umsatz von rund 192 Millionen Euro im Neubootbereich.

Doch auf der Boot sind nicht nur Bootshändler vertreten. Auch der Tauchsport ist ein großer Anziehungspunkt. Insgesamt 670 000 Menschen in Deutschland gehen jährlich auf Tauchgang. Auf der Messe können auch Unerfahrene einen ersten Versuch wagen: In einem etwa 1,80 Meter tiefen Pool kann Zubehör wie Atemregler, Druckluftflasche und Tauchanzug ausprobiert werden.

Ein neues Angebot in diesem Jahr: Erstmals gibt es für Menschen mit Behinderung die Möglichkeit gemeinsam mit Betreuern einen ersten Tauchversuch zu machen und so zu sehen, wie auch sie mit Einschränkung oder Handicap Spaß an dieser Sportart finden können.

Die Veranstalter erwarten auch in diesem Jahr etwa 250 000 Besucher an den neun Messetagen. Neben Tourismusangeboten, Informationen zu den verschiedenen Wassersportarten und Mitmachangeboten, wie einer neu eingerichteten stehenden Welle zum Surfen, gibt es auch wieder besonders ausgefallene Yachten zu bestaunen. „Das günstigste Boot, das wir haben, ist wohl ein Schlauchboot für 80 Euro“, sagt der Direktor der Boot Petros Michelidakis mit Augenzwinkern. „Das teuerste kostet etwa acht Millionen.“