Messerstecherei am Japan-Tag:Sechs junge Männer vor Gericht

Die beiden Opfer schwebten nach der Attacke in Lebensgefahr. Die Täter sind wegen versuchten Totschlags angeklagt.

Düsseldorf. Volksfest, Feierlaune, Feuerwerk: Seit 2002 findet auf den Rheinwiesen in Oberkassel der Japan-Tag statt. Im Regelfall ein friedliches Fest. Im vergangenen Jahr war das jedoch anders. Während des Feuerwerks am 29. Mai kam es gegen 21.30 Uhr am Rheinufer unter der Oberkasseler Brücke zu einer Messerstecherei. Zwei Männer wurden lebensgefährlich verletzt. Am Dienstag begann vor dem Landgericht der Prozess gegen sechs 18 bis 29 Jahre alte tatverdächtige Männer.

Ordentlich gekleidet und scheinbar lammfromm saßen die Männer auf der Anklagebank. Jeder hatte einen Verteidiger an der Seite. Angeklagt sind sie unter anderem wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.

„Wenn hier einer Stress macht, stech ich den ab“, soll der 18-jährige Ken K. bereits zu Beginn des Streits geäußert haben. Dieser begann, weil die Gruppe der Männer laut Anklage Kieselsteine auf die beiden am Dienstag nicht anwesenden Opfer geworfen hatte. Obwohl sie nicht aggressiv reagierten, sollen Ken K. und Dennis Sch. dann einem der Opfer einen Faustschlag ins Gesicht verpasst haben.

Als der Getroffene zu Boden ging, soll sein Begleiter ebenfalls einen Schlag ins Gesicht bekommen haben. Außerdem soll er mit einer Sektflasche dreimal heftig auf den Kopf geschlagen worden sein. Laut Anklage ging die Flasche dabei zu Bruch, so dass diverse Schnittverletzungen auf der Kopfhaut des einen Opfers zurückblieben. Ken K. soll dann sein Klappmesser gezückt und dem Mann die zehn Zentimeter lange Klinge mehrmals in den Rücken gestochen haben, wobei er dessen Tod zumindest billigend in Kauf genommen haben soll.

„Dabei gedacht habe ich mir eigentlich nichts“, erklärte er. „Ich wusste zunächst gar nicht, dass das Messer noch in meiner Jacke steckte“, sagte der mehrfach Vorbestrafte. Unter Lebensgefahr wurde das Opfer ins Krankenhaus gebracht — noch heute leide es psychisch unter dem Geschehen.

Auch das zweite Opfer blieb nicht verschont. Während der Messerstecherei sollen andere aus der Gruppe weiter auf den am Boden liegenden Mann eingeprügelt haben. Als Ken K. hinzukam, versetzte er laut Anklage auch diesem zwei Messerstiche. Diese trafen den Mann im Bereich der Lunge, so dass auch bei ihm Lebensgefahr bestand. Danach soll Ken K. in Richtung Brücke geflohen sein, wobei er gesagt haben soll, er habe einen „abgestochen“. Kurz darauf wurde die Gruppe festgenommen.

Zusätzlich sind drei der Männer wegen des Vorwurfs der schweren räuberischen Erpressung und Kindesentziehung angeklagt. Markus K. soll von seiner früheren Lebensgefährtin Geld gewollt haben. Als er dieses nicht bekam, soll er mit Hilfe der beiden anderen Angeklagten das gemeinsame Kind entführt haben. Zwei der Angeklagten sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Für die Verhandlung sind 15 Prozesstage angesetzt. Ein Urteil wird für den 20. September erwartet.