Ehrenamt Mit den Spaziergangspaten geht es an die frische Luft

Düsseldorf · Unterbilk Senioren möchten oder können oft nicht mehr alleine unterwegs sein. Doch es gibt Angebote.

Die Spaziergangspatinnen Inge Bieler (v.l.) und Brigitte Meding (78) mit ihrer Gruppe beim Treffpunkt an der Friedenskirche.

Foto: Judith Michaelis/Michaelis, Judith (JM)

Im Alter können und wollen viele Senioren einen Spaziergang nicht mehr alleine unternehmen. Doch sie möchten auch mal vor die Tür und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Dazu gibt es schon in anderen Städten das Modell der ehrenamtlichen Spaziergangspaten. Diese Idee griff Karin Martini, Gemeindepädagogin der Evangelischen Friedens-Kirchengemeinde im vergangenen Jahr auf und suchte interessierte Paten. Mit einer tollen Bilanz: Heute hat sie 22 Einzelpersonen und ein Duo gefunden. Sie alle machen sich regelmäßig mit den Senioren auf den Weg.

Unter den Ehrenamtlern sind Berufstätige und Rentner

„Die Ehrenamtler sind Berufstätige oder Rentner, die Berufstätigen machen in der Regel einmal im Monat einen Ausflug als Pate, manche Rentner engagieren sich wöchentlich“, sagt Martini. Dabei gilt das Prinzip: Die Ehrenamtler bestimmen, wann sie die Zeit haben. Und unternehmen dann Spaziergänge im Viertel mit Menschen, die auf diese Begleitung angewiesen sind. „Wir haben vier Erblindete, drei Rollstuhlfahrer oder Menschen am Rollator. Sie sind alle nicht in der Lage, alleine etwas zu unternehmen.“ Doch für alle hat Martini Paten gefunden. Es sind auch fünf Männer dabei, wer berufstätig ist, bietet seine Hilfe auch am Wochenende an, so wie es eben passt.

Neben den Paten, die die Einzelbegleitung anbieten, gibt es noch ein Duo bei den Spaziergangspaten. Das sind Inge Bieler und Brigitte Meding. Sie bieten einmal im Monat einen Ausflug in die Düsseldorfer Parks an. Treffpunkt ist meistens der letzte Dienstag eines Monats um 13 Uhr an der Evangelischen Friedenskirche an der Florastraße 55 in Unterbilk.

Inge Bieler ist seit Februar 2018 Rentnerin. Die sportliche 65-Jährige, sie fährt viel mit dem Fahrrad und geht regelmäßig schwimmen, wolle auch im Ruhestand aktiv bleiben. Sie ist das bereits beim Kinderschutzbund, meldete sich zudem bei der Freiwilligenzentrale Mach-Mit der Diakonie und erfuhr vom Spaziergangspatenprojekt. Bei den vorbereitenden Gesprächen mit Karin Martini lernte sie Brigitte Meding kennen. Die heute 78-Jährige, die gerne Rad fährt und noch Tennis spielt, hatte sich gemeldet, weil sie auch gerne wandert. Dass sie selbst nun eine Gruppe als Patin leiten sollte, hatte sie „zunächst nicht so verstanden“, erzählt sie. Seit sie Rentnerin ist, unterstützt sie bereits die Geschäftsstelle des Kinderhilfswerks Unicef. Nun ist sie auch noch Spaziergangspatin.

Bieler und Meding sind ein sehr gut eingespieltes Team. Sie bereiten die Ausflüge gut vor, „denn die meisten unserer Teilnehmerinnen sind über 80 Jahre alt“, erklärt Meding. Da mussten sie austesten, was die Gruppe, die immer für neue Interessierte offen ist, schafft. Bieler fährt oft deshalb vor den fixen Terminen die Strecke mit dem Rad ab, schaut wie die Wege sind, wo es in den Parks eine Toilette gibt und wohin die obligatorische Einkehr am Ende eines Spaziergangs führt.

Paten bereiten den Ausflug der offenen Gruppe genau vor

Mit Bus und Bahn ging es so bereits ab Unterbilk in die bekannten Düsseldorfer Parks, Schlosspark Benrath, Volksgarten und Südpark oder Nordpark. Aber auch ein Spaziergang von Wittlaer nach Kaiserswerth stand auf dem Programm und ein Ausflug in den Grafenberger Wald. Am späteren Nachmittag kehrt die Gruppe geschlossen zurück. „Wir hatten fast immer gutes Wetter“, sagt Meding. Mit ihrer Paten-Partnerin reagiert sie allerdings flexibel. An einem Hitzetag ging es dann eben nur mal zum Rosengarten am Stadtmuseum und am Rheinufer wurde anschließend gemeinsam Eis gegessen.

Die Zufriedenheit der Teilnehmer macht sie am Ende eines Spaziergangs immer glücklich. Bieler sagt: „Am Ende sagen sie uns immer, wie schön es war und bedanken sich.“ Gemeinsam spazieren und sich natürlich auch dabei unterhalten – Meding sagt: „Ich hatte nicht erwartet, dass die Damen das so gut finden.“ Herren seien natürlich auch willkommen, aber die haben das Angebot bislang noch nicht so oft genutzt.

Die beiden engagierten Frauen tauschen sich mit den anderen Ehrenamtlern in der Gemeinde aus. Sollten sie Probleme haben, stehen Experten ihnen zur Seite. Der nächste Termin steht mit dem 29. Oktober bereits fest, auch im November soll es noch mal in die Natur gehen. Und natürlich machen Inge Bieler und Brigitte Meding 2020 weiter. Sie sind sehr zufrieden, dass sie über das Projekt zusammengefunden haben. „Das passt!“, sagen sie beide. Und verraten, dass sie, die sich ja zuvor nicht kannten, im selben Wohnblock in Friedrichstadt wohnen und sich „von Balkon zu Balkon“ auch zuwinken können.

Weitere Informationen zum Projekt gibt Gemeindepädagogin Karin Martini unter der Telefonnummer 6000-1515. Erreichbar ist sie auch per E-mail unter seniorenbuero@friedenskirche.eu