Interview Die letzten Tage: Wie Düsseldorfer Ehrenamtler Sterbende begleiten

Düsseldorf · Elke Platen-Büchle koordiniert den mobilen Hospizdienst in Düsseldorf. Ein Gespräch über schöne Momente und emotionale Herausforderungen.

Zuhören, da sein, die Hand halten und sich Zeit nehmen: Schon diese kleine Gesten des mobilen Hospizdienstes der Diakonie können sterbenden Menschen in ihrer letzten Lebensphase helfen.

Foto: Diakonie Düsseldorf

Viele Menschen sind im Alter alleine. Das wird besonders deutlich, wenn sie ihrem Lebensende entgegensehen. Genau dort setzt der mobile Hospizdienst der Diakonie an. Ehrenamtlich besuchen Frauen und Männer Sterbende, um sie in diesen letzten Tagen bis zum Tod zu begleiten. Wir sprachen mit der Koordinatorin des mobilen Hospizdienstes, Elke Platen-Büchle, über Engagement, Aufgaben und Voraussetzungen dieses Angebots.

Bedeutet mobil, dass Sie Sterbende zu Hause besuchen?

Elke Platen-Büchle: Nein. Wir gehen in acht Seniorenheime, die der Diakonie angeschlossen sind. Diejenigen, die in Heimen leben, sind oft noch einsamer als Alleinlebende. Häufig ist keine Verwandtschaft mehr da oder die Kinder wohnen weit entfernt. So gesehen ist das Seniorenheim ihr Zuhause. Aus dieser Überlegung heraus ist das Angebot vor rund drei Jahren entstanden. Wir versuchen, die Ehrenamtler in ihrem Stadtteil einzusetzen, um ihnen weite Wege zu ersparen.

Elke Platen-Büchle koordiniert den mobilen Hospizdienst.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Wie viele Mitarbeiter haben Sie derzeit?

Platen-Büchle: Im Moment sind es 13 Ehrenamtler, vor allem Frauen. Sie kommen aus jeder Altersschicht und haben auch einen unterschiedlichen religiösen Hintergrund. Wir suchen dringend Menschen, die uns in der mobilen Hospizarbeit unterstützen.

Welche Voraussetzungen müssen diese denn mitbringen?

Platen-Büchle: Sie müssen fähig zur Empathie sein. Das heißt, sich in die Sterbenden hineinversetzen können. Wir bieten für die Ehrenamtler auch eine Schulung an, die über eineinhalb Jahre geht und etwa 170 bis 190 Stunden umfasst. Auf diese Weise können wir ihnen auch eventuelle Ängste nehmen. Ich selbst habe eine Ausbildung als Intensivschwester in der Palliativversorgung und begleite schon sehr viele Jahre Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Es ist mit das Schönste, das man tun kann.

Welche Aufgaben haben denn die Ehrenamtler?

Platen-Büchle: Wir bekommen durch die Pflegerinnen in den Heimen Bescheid, wenn ein Bewohner sich in seiner letzten Lebensphase befindet. Ich besuche den Sterbenden, um zunächst zu erfahren, welche Bedürfnisse und Erkrankungen vorhanden sind. Sofern noch Verwandte da sind, versuche ich herauszufinden, wie der Mensch gewesen ist. Welche Interessen und Vorlieben er hatte. Gibt es einen religiösen Hintergrund? Mag der Sterbende Tiere? Dinge, die in den letzten Monaten, Wochen oder oft auch nur Tagen wichtig sein können. Diese Informationen gebe ich an den Ehrenamtler weiter und der kann dann entscheiden, was er für diesen Menschen noch Gutes tun kann.

Haben Sie ein Beispiel?

Platen-Büchle: Das kann zum Beispiel ein Brötchen mit ganz dick Butter bestrichen sein, weil sie das vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr essen durften. Oder jemand hat früher Hunde gehabt und möchte einfach mal wieder ein Tier streicheln. Gespräche führen und zuhören. Das können aber auch einfach nur Berührungen sein, mal die Hand halten und einfach nur da sein, aushalten. Viele Bewohner sind auch dement. Es ist dann nicht so einfach, mit ihnen umzugehen, weil keine intensive Kommunikation zustande kommen kann. Die Pflegekräfte haben meist ebenfalls Ideen und wissen, was den Patienten guttun könnte.

Wie ist denn der zeitliche Aufwand für die Besuchsdienste?

Platen-Büchle: Wir besuchen diesen Menschen dann öfter, ein- oder zweimal die Woche. In der letzten Phase kann es dann aber auch tatsächlich täglich sein. Dabei reicht schon eine halbe Stunde aus, denn meist schlafen sie sehr viel, sind müde oder dement. Wenn man merkt, das Angebot wird angenommen und die Menschen brauchen diese Besuche, geht man entsprechend öfter hin. Hier ist die Empathie, die ich eingangs erwähnte, gefragt. Der zeitliche Aufwand hängt daher vom Bedarf ab. Es ist nicht so, dass unsere Ehrenamtler ausgebucht sind und jeden Tag die Heime besuchen.

Ist es nicht auch belastend für die Ehrenamtler, sich immer wieder von einem Menschen verabschieden zu müssen?

Platen-Büchle: Natürlich, denn zu manchen von ihnen baut man ja auch eine enge Verbindung auf. Dafür bieten wir regelmäßige Treffen an, um den Ehrenamtlern den Austausch untereinander zu ermöglichen. Es gibt auch Supervisionen, ich stehe immer als Ansprechpartnerin zur Verfügung und wir sprechen über verschiedene Themen. Beispielsweise über Abschiedsrituale in den verschiedenen Religionen.