Düsseldorf Moderner Wohnen auf der Kiefernstraße

Während eine Seite komplett kernsaniert werden soll, kämpfen die Mieter gegenüber um den Anschluss ans Fernwärmenetz.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Im Winter liegt dank verschobener Dachpfannen schon mal Schnee auf dem Speicher. Wegen maroder Abwasserrohre mufft es im Hausflur, in die Wände kriecht Feuchtigkeit, teilweise sogar Schimmel. Geheizt wird meist noch mit Kohle, inklusive Feinstaubbelastung in den eigenen vier Wänden. Auf der Kiefernstraße wohnen Menschen zum Teil wie in längst vergangenen Zeiten — und das mitten in Düsseldorf.

Foto: Tielker

Das soll nun anders werden. Konkret sind die Pläne für die Seite mit geraden Hausnummern, die die Städtische Wohnungsgesellschaft AG (SWD) von der Stadt gepachtet hat. Vorstand Jürgen Heddergott sagt auf WZ-Anfrage: „Wir wollen die Häuser grundsanieren.“ Fünf Jahre soll das dauern. „Wir erfassen zurzeit die Grundrisse. Die werden wir wohl an einigen Stellen anpassen, vor allem, wo heute Kleinstwohnungen liegen.“ Eine Herausforderung sei es, die Mieter für die Zeit der Sanierung unterzubringen. „Aber das haben wir bislang immer geschafft, etwa im eigenen Bestand.“

Die Investitionssumme ist laut Heddergott noch unklar. Nach der Sanierung sollen die Mieten in den 110 Jahre alten, ehemaligen Klöckner-Werks-wohnungen steigen. Liegen sie heute bei Räumen ohne Zentralheizung zwischen drei und vier Euro kalt pro Quadratmeter, sollen sie künftig auf mehr als sechs Euro klettern. Der gesamte Wohnraum soll öffentlich gefördert werden.

Schwieriger ist die Situation auf der buntbemalten Seite der Kiefernstraße, die mit den ungeraden Hausnummern, wo die Stadt einst mit der Hausbesetzerszene Mietverträge schloss. 1,12 Euro kostet der Quadratmeter kalt, die Bewohner haben bei Neuvermietungen ein Vorschlagsrecht.

Die SWD tritt dort nur als Verwalter für den Eigentümer Stadt Düsseldorf auf. Und die ist nach Aussage vieler Bewohner ein schwieriger Verhandlungspartner, wenn es um Instandhaltungen und Sanierungen geht, die einige Mieter selbst in die Hand genommen haben. „Es ist ein ständiger Kampf mit der Stadt“, sagt Konrad Jesdinsky. Dabei habe man längst eine Liste vorgelegt, die zeige, was gemacht werden müsse.

Aber: Es bewegt sich auch etwas. „Die Zusammenarbeit mit der SWD hat sich deutlich verbessert“, sagt etwa Harald Schwenk, Bewohner und Politiker bei den Grünen. So seien zuletzt einige Dächer instandgesetzt worden.

Die Bewohner hoffen jedoch auf mehr. Etwa auf neue Abwasserleitungen. Und: „Kohleöfen haben einfach keine Perspektive“, sagt Betti Tielker, die regelmäßig mit der SWD verhandelt. Der Wunsch vieler Mieter, zum Teil aller in einem Haus: Fernwärme. Da die Leitungen schon in der Straße liegen, sei der Anschluss der Wohnungen kein Problem. Das bestätigt auch Jürgen Heddergott von der (SWD). Er fügt hinzu: „Kohleöfen entsprechen nicht dem heutigen Wohnstandard. Die Bausubstanz leidet und sie entspricht nicht den Klimazielen der Stadt.“

Als Finanzierungsmodell denkbar sei etwa, dass die Stadtwerke die Investition übernehmen und das Geld über die Heizkosten wieder reinholen. Eine weitere Möglichkeit: Die Stadt finanziert die Anschlüsse und nimmt danach etwas mehr Miete. „Auch dazu wären viele Bewohner bereit. Aber die Stadt äußert sich nicht“, sagt Tielker. Auch OB Geisel, der den Bewohnern im Wahlkampf noch Hilfe versprochen hatte, habe bislang noch nicht auf einen Brief geantwortet, den die Bewohner vor drei Wochen an ihn geschickt hätten. Auf Nachfrage der WZ sagt nun das Amt für Gebäudemanagement, dass es „den Einbau einer Heizung bzw. den Anschluss an das Fernwärmenetz im Rahmen eines geeigneten Vertragsmodells für eine denkbare Lösung“ hält. Die SWD sei beauftragt, „erforderliche Ergänzungen zu vorliegenden Angeboten einzuholen bzw. auszuarbeiten“. Aufseiten der Mieter ist also noch Geduld gefragt.